Wildtier des Jahres 2017 – die Haselmaus

Haselmaus, Muscardinus avellanarius, Hazel Dormouse

Haselmaus – Muscardinus avellanarius – Hazel Dormouse

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) wurde zum Wildtier des Jahres 2017 gekürt.

„Mit der Wahl des „Tier des Jahres“ setzt die Deutsche Wildtier Stiftung die langjährige Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild fort. Seit 1992 wählen die Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild ein Tier des Jahres, auf das in der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht werden soll. Sei es aufgrund seiner Gefährdung oder der Bedrohung seines Lebensraumes durch den Menschen, das Schutzbedürfnis der Art soll ein Jahr lang im Fokus stehen. Wildtiere brauchen eine Stimme, damit ihr Überleben langfristig gesichert werden kann.“

“Die Wahl zum Tier des Jahres 2017 soll auf die Probleme der Haselmaus hinweisen”, begründete Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung deshalb auch die diesjährige Entscheidung. “Denn der Nager ist bereits in mehreren Bundesländern gefährdet und in Sachsen-Anhalt sogar vom Aussterben bedroht.”

“Das scheue Tier bekommt man nur selten zu Gesicht. Aber wenn Sie eine ausgehöhlte Haselnuss finden, könnte es sein, dass eine Haselmaus zu Besuch war”, sagt der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. “Um an den fetthaltigen Kern zu gelangen, öffnet die Haselmaus mit ihren winzigen Nagezähnen die Schale, indem sie ein kreisrundes Loch hineinfrisst.”

Diese arttypische Nagespuren an Haselnüssen haben sich mehrere Naturschutzverbände in verschiedenen Bundesländern zu Nutze gemacht um sogenannte „Nussjagden“ zu starten. Eine ursprünglich aus Großbritannien stammende Idee, die ausgezeichnete Möglichkeiten bietet, die Art nachzuweisen und gleichzeitig auch  jüngere Menschen (Kindergartengruppen, Grundschulklassen) für die Natur zu begeistern.

aus dem Leben der Haselmäuse

Haselmaus – Muscardinus avellanarius – Hazel Dormouse, Wildtier des Jahres 2017

Auch der NABU Thüringen engagiert sich stark für die Haselmaus. Auf seiner Internetseite finden Sie „Haselmauswissen kompakt“.

 Hier die wichtigsten Fakten im Überblick:

„Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist gar keine Maus, sondern ein nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche. Zu ihren nächsten Verwandten gehören Siebenschläfer, Gartenschläfer und Baumschläfer, welche ebenfalls in Deutschland heimisch sind.

Kennzeichen

Der kleine Bilch ist nur etwa so groß wie der Daumen eines Erwachsenen (also etwa 7 cm), wiegt 15 bis 40 Gramm, hat große schwarze Knopfaugen, kleine runde Ohren und ein weiches orangebraunes Fell mit einem weißen Fleck an Kehle und Brust. Der dicht behaarte und sechs Zentimeter lange Schwanz dient dem kleinen Kletterkünstler als Balancierstange.

Lebensweise

Haselmäuse sind sehr scheu und dämmerungsaktiv. Am liebsten halten sie sich in dichtem Brombeergestrüpp auf, weshalb man sie fast nie zu Gesicht bekommt. Als geschickte Kletterer meiden Haselmäuse den Bodenkontakt. Mit ihren Artgenossen kommunizieren sie in erster Linie über ihren Geruchssinn. Im Sommer schlafen Haselmäuse in kleinen selbstgebauten Kugelnestern aus Zweigen, Gras und Blättern, die sie innen weich auspolstern. Manchmal ziehen sie aber auch in Baumhöhlen oder Vogelnistkästen ein. Für ein so kleines Tier können Haselmäuse erstaunlich alt werden: bis zu sechs Jahre.

Nahrung

Die Haselmaus hat je nach Jahreszeit einen abwechslungsreichen Speisezettel: Im Frühjahr ernährt sie sich vor allem von Knospen, Blüten und Samen. Im Sommer lässt sie sich Früchte und Beeren schmecken, vertilgt aber auch Insekten, Schnecken, Würmer oder sogar Vogeleier. Im Herbst frisst sie sich mit fettreicher Kost wie Haselnüssen, Eicheln, Bucheckern und Kastanien den nötigen Winterspeck für den Winterschlaf an.

Haselmaus, Muscardinus avellanarius, Hazel Dormouse

Kletterkünstler in jeder Lage.

Fortpflanzung

Im Alter von einem Jahr sind Haselmäuse geschlechtsreif. Kurz nach dem Winterschlaf paaren sie sich zum ersten Mal und Wochen später bringt das Weibchen zwei bis sieben Junge zur Welt. Die Augen der kleinen nackten Nesthocker sind nach der Geburt zunächst geschlossen. Die Jungen bleiben etwa zwei Monate bei der Mutter. Das Weibchen kann in nahrungsreichen Jahren einen weiteren Wurf im Sommer haben.

Verbreitung

Die weltweite Verbreitung der Haselmaus ist auf den eurasischen Kontinent beschränkt. Sie besiedelt Europa von Südschweden bis zum Mittelmeer und Vorderasien bis zum Mittellauf der Wolga. In Europa fehlt sie in Teilen Großbritanniens und Skandinaviens, in Irland und auf der Iberischen Halbinsel. In Deutschland ist die Haselmaus vor allem in Mittelgebirgen beheimatet. In Sachsen, Hessen und Schleswig-Holstein wurde die Verbreitung der Haselmaus bereits in Nussjagden untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Verbreitung lückenhaft und oft regional begrenzt ist.

Lebensraum

Die Haselmaus bewohnt Laub- und Mischwälder mit artenreichem Unterwuchs, strukturreiche Waldsäume und breite artenreiche Hecken. Hier findet sie Unterschlupf und Nahrung.

Fressfeinde

Zu ihren Hauptfeinden zählen unter anderem Rotfuchs, Mauswiesel, Hermelin sowie verschiedene Greifvögel und Eulen. Da die Haselmaus sich nicht verteidigen kann, bleibt ihr nur die Flucht. Während des Winterschlafs werden sie oft von Wildschweinen ausgegraben und gefressen.

Eine Haselmaus im W§interschlaf.

Haselmaus im Winterschlaf

Winterschlaf

Da sie im Winter nicht ausreichend Nahrung finden würden, halten Haselmäuse zwischen Oktober und April Winterschlaf. Dazu graben sie sich oft zu mehreren in der Laubstreu und lockerem Boden ein, manche nutzen aber auch frostsichere Baumhöhlen oder Nistkästen. Um Energie zu sparen, rollen sie sich zu einer kleinen Kugel zusammen und senken die Körpertemperatur auf knapp über 0° C. Die Herzschlagrate verlangsamt sich auf ein Zehntel und nur etwa alle 5 Minuten macht der kleine Schläfer einen Atemzug. Trotzdem verlieren Haselmäuse während des Winterschlafes etwa die Hälfte ihres Körpergewichtes.“

Haselmäuse leiden heutzutage unter vielen Gefährdungen. Ausgeräumte Agrarlandschaften ohne artenreiche Hecken und Gehölze, strukturarme Wälder und der Mangel an unterschiedlichen Baumfrüchten sind maßgeblich für den Rückgang der Populationen verantwortlich.

Wollen Sie noch mehr über die kleinen Nachtgeister erfahren? Dann empfehlen wir Ihnen:

Rimvydas Juškaitis, Sven Büchner (2010): Die Haselmaus. Muscardinus avellanarius (Die Neue Brehm-Bücherei. Bd. 670). Westarp-Wissenschaften, Hohenwarsleben

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