Zur Orchidee des Jahres 2017 wurde von den Mitgliedern der Arbeitskreise Heimischer Orchideen in Deutschland das Weiße oder Bleiche Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) gekürt.
Bleiches Waldvögelein Cephalanthera damasonium White Helleborine
Seit 1988 wird mit der Wahl der Orchidee des Jahres auf Schönheit und Gefährdung wildwachsender Orchideenarten aufmerksam gemacht.
Das Vorkommen des diesmal gewählten Waldvögleins beschreibt der dazu erschienene Flyer folgendermaßen:
„Cephalanthera damasonium besiedelt vorrangig lichte Buchen-, Buchen-Hainbuchen-, seltener Eichen-Hainbuchenwälder. Doch auch Kiefern-, Fichten- und Tannenforste bzw. –Wälder werden nicht gemieden. Dabei kommt ihr der geringe Lichtbedarf gegenüber manchen anderen Orchideenarten zu Gute. Sie tritt vorrangig auf Kalk- oder Zechstein auf, toleriert aber auch noch neutrale bis mäßig saure Böden (Löß/Lößlehm), meidet dagegen stark saure. Dies erklärt ihre Seltenheit in Nord- und Nordostdeutschland sowie in manchen Mittelgebirgen bis in die Alpen. Ihre Höhenverbreitung endet bei 900 – 1000 m ü.NHN.
Unter günstigen Bedingungen bilden die Rhizome sog. Adventivknospen, aus denen sich neue Sprosse bilden. Dann kann man mehrere Blütenstängel an einer Pflanze beobachten.
Bemerkenswert ist eine aktuelle Entwicklung in Form eines zunehmenden Auftretens an Sekundärstandorten wie Friedhöfen, aufgelassenen Obstgärten, Straßen- und Wegrändern, Parkbuchten sowie weiteren urban beeinflussten Stellen in Städten und Dörfern.“
Im Vergleich mit vielen anderen heimischen Orchideenarten ist das Bleiche Waldvöglein aber auf jeden Fall einer der häufigsten Vertreter dieser Pflanzengruppe in Deutschland.
Die Blütezeit erstreckt sich über die Monate Mai bis Juni.
Die 10 bis 60 cm hohe Orchidee besitzt weißlich-cremfarbene, meist mehr oder weniger geschlossene Blüten mit einer gelb gezeichneten Lippe und breit-lanzettliche Blätter.
Bei Cephalanthera damasonium erfolgt die Vermehrung in der Regel durch Selbstbestäubung, die meist schon vor dem Aufblühen abgeschlossen ist. Dementsprechend ist der Fruchtansatz beim Weißen Waldvöglein mit fast 80 % relativ hoch. Die Fruchtreife wird von September bis Oktober erreicht.
Wichtig für den Erhalt dieser Orchidee ist eine rücksichtsvolle, nicht zerstörend wirkende Bewirtschaftung der Wälder unter Erhalt zahlreicher Altbäume und Schonung der benötigten Mykorrhizapartner.
Trotz der noch stellenweise individuenreichen Vorkommen steht das Weiße Waldvöglein unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.