Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Sperbergeier für Sie zusammengestellt.
Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.
Lateinisch: Gyps rueppelli
Englisch: Rueppell’s Griffon
Französisch: Vautour de Rüppell
Schwedisch: rüppellgam
Spanisch: Buitre Moteado
Italienisch: Grifone di Rüppell
Russisch: Африканский сип
Porträt Sperbergeier
Der Sperbergeier hat eine Körpergröße von bis zu 97 cm und eine maximale Flügelspanne von 2,55m. Damit bleibt er geringfügig kleiner als der eurasisch verbreitete eng verwandte Gänsegeier (Gyps fulvus), aber deutlich größer als sein afrikanischer Verwandter der Weißrückengeier( Gyps afrikanus), mit dem er sehr oft den Lebensraum teilt.
Die Nominatform (G. r. rueppellii) ist schwarzbraun gefärbt mit heller weißlich-cremefarbener Schuppung. Dieser „Sperberung“ verdankt die Art ihren Namen. Die am Horn von Afrika verbreitete Unterart (G. r. erlangeri) ist deutlich heller und kontrastärmer gefärbt. Die Flügeldecken erscheinen bei Altvögeln oft hell beige-goldfarben.
Am Horn von Afrika gibt es öfter Einflüge von Gänsegeiern von der arabischen Halbinsel. Dort ist eine Unterscheidung von Altvögeln des Sperbergeiers der “erlangeri” Unterart oft nur schwer möglich. Möglicherweise gibt es im Gebiet Mischbruten zwischen Gänse- und Sperbergeiern, was zukünftige Forschungen und Genuntersuchungen klären sollen. Jungvögel beider Unterarten des Sperbergeiers sind generell dunkler und manchmal leicht mit Weißrückengeiern verwechselbar.
Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal älterer und adulter Sperbergeier vom Weißrückengeier ist der stets helle, hornfarbene oder gelbliche Schnabel, im Gegensatz zum stets schwarzen Schnabel des Weißrückengeiers.
Verbreitung des Sperbergeiers
Das Verbreitungsgebiet des Sperbergeiers erstreckt sich in einem breiten Band südlich der Sahara von Südmauretanien/Senegal bis zum Horn von Afrika (Äthiopien, Eritrea, Dschibuti) und südlich bis Uganda, Kenia und Tansania.
In historischer Zeit gab es auch Vorkommen im Südlichen Marokko, Algerien und Ägypten. Die Unterart “erlangeri” ist nur am Horn von Afrika verbreitet. Neuerdings erreichen immer wieder einzelne Sperbergeier der westlichen Population (Nominatform) die südliche Iberische Halbinsel, gemeinsam mit Gänsegeiern, welche bis Westafrika verstreichen.
Gemeinsam mit dem Weißrückengeier war der Sperbergeier der häufigste Großgeier in weiten Teilen des Verbreitungsgebietes. Durch sich ausbreitende intensive Landwirtschaft, übertriebene Hygiene bei der Tierhaltung, Kadaverbeseitigung und medikamentöse Behandlung von Haustieren hat sich die Bestandssituation des Sperbergeiers und anderer Großgeier in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Es wurden auch vermehrt Fälle beobachtet, bei denen Wilderer Geier gezielt vergiften, um die Entdeckung der Kadaver illegal geschossener Großtiere zu verschleiern.
In einigen Teilen des ehemaligen Verbreitungsgebietes ist der Bestand inzwischen völlig erloschen oder in einem kritischen Zustand.
Große und gesicherte Geierbestände gibt es derzeit noch in Äthiopien. In weiten Teilen Afrikas stellen neuerdings auch ungesicherte Mittelspannungsstrommasten eine ernste Gefahr für alle Geier-und Großvogelarten dar. Den sogenannten Killermasten fallen viele Vögel – auch unsere überwinternden Weißstörche – in zunehmendem Maße zum Opfer.
Lebensraum und Fortpflanzung des Sperbergeiers
Sperbergeier leben meist in offenen Savannen und wüstenhaften Landschaften. Voraussetzung für ihr Vorkommen sind genügend anfallende Kadaver von Wild- oder Haustieren und Felswände für die Anlage der Horste.
In Ostafrika beginnen Sperbergeier schon im November mit Balzhandlungen und Nestbau. Das umfangreiche Reisignest wird stets in Felsen errichtet. Im Gegensatz zum sympatrisch vorkommenden Weißrückengeier, der strikter Baumbrüter ist. Damit wird von den beiden Geierarten der gesamte Lebensraum abgedeckt. Über Brut und Jungenaufzucht gibt es noch erhebliche Wissenslücken und großen Forschungsbedarf.
Nahrung des Sperbergeiers
Die Nahrung des Sperbergeiers besteht ausschließlich aus Aas. Wobei es egal ist, ob es sich um Kadaver von Wild-oder Haustieren handelt. In Äthiopien ernähren sich große Geierpopulationen fast ausschließlich von Haustierkadavern. Oft werden Verkehrsopfer direkt am Fahrbahnrand verzehrt.
Am Aas tauchen sie oft zuerst und gemeinsam mit Weißrückengeiern auf; müssen aber regelmäßig dem größeren und stärkeren Ohrengeien den Vortritt lassen. Am Aas werden selbst wehrhafte Raubtiere wie Löwen und Hyänen auf Distanz gehalten. In Äthiopien ist die Fluchtdistanz oft erstaulich gering und Verkehrsopfer werden nicht selten auch inmitten von belebten Ortschaften verzehrt. Beliebte Nahrungsquellen sind auch Schlachthöfe oder Mülldeponien, wo sie gelegentlich riesige Ansammlungen bilden können, gemeinsam mit anderen Geierarten und Marabus.
Der Sperbergeier ist kein Zugvogel. Saisonale, oft nahrungsbedingte, Wanderungen innerhalb Afrikas kommen aber vor. Auch hier herrscht noch großer Forschungsbedarf.
Quellenangaben:
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012 (1)
- Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag, 2. Auflage 2014 (2)
- Fergusen-Lees, Christie, Die Greifvögel der Welt, 2009 Franck-Kosmos Verlag,
- William S.Clark and Rob Davies, African Raptors, 2018 Helm Identification Guides
- Birdlife International 2017. Gyps rueppelli (geänderte Fassung von 2016 Beurteilung). Die IUCN Rote Liste gefährdeter Arten 2017: e.T22695207A118595083. 13. April 2019 http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22695207A118595083.en.