Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Lannerfalken zusammengestellt. Die Texte wurden dem im BLV-Verlag erschienenen Buch „Falken – Edle Jäger – Herrscher der Lüfte“ von Michael Lohmann, Dietmar Nill und Torsten Pröhl entnommen. Wir bedanken uns für die vom Verlag dankenswerter Weise überlassenen Nutzungsrechte auf unserer Internetseite. Illustriert werden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.
Lateinisch: Falco biarmicus
Englisch: Lanner Falcon
Französisch: Faucon lanier
Schwedisch: slagfalk
Spanisch: Halcón Borní
Italienisch: Lanario
Russisch: Ланнер
Status
Der kleinste von den vier europäischen Großfalken, dessen südeuropäisches Vorkommen am Rand seines afrikanischen Areals liegt. In Mitteleuropa beobachtete Vögel stammen im Zweifelsfall aus Falknereien, wo Lannerfalken gern verwendet und gezüchtet werden. Man nennt die europäische Rasse auch Feldeggsfalken (F. b. feldeggii), benannt wohl nach einem Falkner aus der Familie Fellner von Feldegg. Das kleinere Männchen (Terzel) wird auch Lanneret genannt.
( Anmerkung fokus-natur: Der Lannerfalke hat seine größte Verbreitung außerhalb Europas in Afrika. Dort lebt die Nominatform Falco biarmicus biarmicus im größten Teil Afrikas südlich der Sahara. In den Maghrebstaaten lebt die Unterart Falco biamicus erlangeri, am Horn von Afrika die Unterart Falco biarmicus abyssinicus, in Ägypten und dem Nahen Osten die Unterart Falco biarmicus tanypterus.)
Lebensraum und Verbreitung
Offene, trockene Grasländer und Steppen bis hin zu steinig-sandigen Wüsten und Halbwüsten sind sein Lebensraum. Er besiedelt auch entsprechendes Kulturland.
Zum Nisten braucht der Lanner jedoch geeignete Felsen, weshalb er die Nähe von Bergen bevorzugt. Seine Hauptverbreitung erstreckt sich über ganz Afrika unter Ausschluss reiner Wüsten, Wälder und Sümpfe. Seine Brutplätze im Mittleren Osten sowie im mittleren und östlichen Mittelmeergebiet stellen seine nördlichsten Randvorkommen dar. In Belgien, der Schweiz, Deutschland und Polen beobachtete Individuen werden als Gefangenschaftsflüchtlinge betrachtet. Nur einige in Tschechien und der Slowakei beobachtete Vögel sind als Wildvögel anerkannt.
Aussehen
Der Lannerfalke ist ein eleganter Flieger. Sein Flugbild ähnelt einem kurzschwänzigen, großen Turmfalken. Seine Oberseite ist grau mit brauner Bänderung, die Unterseite hellbeige mit dunklen Flecken in unterschiedlicher Zahl und Dichte. Gesichtsmaske und Kopfzeichnung wirken oft etwas verwaschen, nicht so markant wie beim Wanderfalken. Je nach Gesamtfärbung können sich Augenstrich und Bartstreifen aber auch deutlich von der weißen Wange abheben. Jungvögel ähneln mit ihrer braunen Oberseite juvenilen Sakerfalken.
Länge: 43–50 cm, Spannweite: 95–105 cm, Gewicht: 500–900 g.
Verhalten und Stimme
Sein Flügelschlag ist langsamer als der des Wanderfalken. Auch wird gerne in Thermiken gesegelt. Beute wird bevorzugt im Flug, seltener am Boden geschlagen. Männchen und Weibchen jagen oft gemeinsam und haben dadurch deutlich bessere Erfolge. Kleinere Reptilien werden auch zu Fuß erbeutet. – Die Stimme ist selten zu hören, krächzende Rufreihen, »kre-kre-kre« und schrilles Lahnen »kwir kwi«, in Horstnähe auch »kwäh…«.
Wanderungen
Stand- und Strichvogel.
Beutetiere und falknerischer Einsatz
Jagt hauptsächlich mittelgroße Vögel, wie Tauben, Dohlen oder Hühner, aber auch Kleinvögel und Enten. In Trockengebieten können Heuschrecken und andere Großinsekten, Reptilien und Kleinsäuger zur Hauptnahrung werden. Sie eignen sich besonders zur Rebhuhn- und Fasanenjagd.
Fortpflanzung und Alter
Lannerfalken nisten in Nischen steiler Felswände. Die 3 bis 4 Eier werden schon ab Februar/März gelegt und über 30 Tage bebrütet. Die Jungen bleiben bis zu 50 Tage im Nestbereich und anschließend noch 4 bis 6 Wochen im Familienverband.
Lannerfalken können bis 17 Jahre alt werden.
Bestand, Gefährdung, Schutz
Der europäische Bestand (in drei Ländern) wird auf nur etwa 430 bis 840 Brutpaare geschätzt, davon lebt der weitaus größte Teil in Italien, ein kleiner Rest in Griechenland und Kroatien. Im Mittelalter war der Lannerfalke ein begehrter Jagdfalke, der für die Rebhuhn- und sogar für die Hasenbeize Verwendung fand. Vom Wesen her ist der Lannerfalke eher ein weicher und anfangs nicht so mutiger Beizvogel. – Leider werden die Vögel trotz schärferer Schutzbestimmungen immer noch illegal bejagt, ihre Gelege und Jungvögel von Falknern geraubt. Hinzu kommen Lebensraumzerstörungen.
Quellenangaben:
- Dietmar Nill, Torsten Pröhl, Michael Lohmann: Falken – Edle Jäger – Herrscher der Lüfte. BLV Buchverlag GmbH & Co, 2018 (4)