Die Kornweihe

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über die Kornweihe zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Circus cyaneus   
Englisch:   Hen Harrier  
Französisch:   Busard Saint-Martin  
Schwedisch:   blå kärrhök  
Spanisch:   Aguilucho pálido  
Italienisch:   Albanella reale  
Russisch:   Полевой лунь  

Kornweihe, Circus cyaneus, Hen Harrier, vögel, birds, greifvögel, Accipitriformes, raptorsPorträt Kornweihe

Die Kornweihe ist die seltenste der drei in Deutschland brütenden Weihenarten.

Alfred Brehm (7) gibt uns Hinweise auf das historische Vorkommen der Art: „In unserem Vaterlande kommt er in Preußen, Posen, Niederschlesien, Pommern, der Mark Brandenburg, im Sachsen, Mecklenburg, Hannover und im ebenen Westfalen sowie in Bayern geeigneten Ortes überall vor, tritt außerdem einzeln in Westthüringen, Hessen und den Rheinlanden auf, fehlt aber allen Gebirgsgegenden vollständig und zählt schon im Hügelland zu den seltenen Erscheinungen.“

Bestand und Verbreitung der Kornweihe

Der seither durch Intensivierung der Landnutzung – z.B. das Verschwinden von Moor- und Heidegebieten – und direkte Verfolgung verursachte Bestandsrückgang ist allerdings erschreckend. Den Tiefpunkt der Entwicklung schildert Horst Stern 1978 in seinem Buch „Rettet die Vögel“ (F.A.Herbig Verlagsbuchhandlung): „Gegenwärtig brüten in der gesamten Bundesrepublik weniger als fünfzehn Paare; in vielen Bundesländern, wie Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen, ist sie ausgestorben. Mit ihrem geringen Bestand gehört die Kornweihe zu den akut gefährdeten Arten. Auch in anderen europäischen Ländern hat ihr Bestand abgenommen. Ausgestorben ist die Kornweihe in der Schweiz, Österreich und Ungarn…“

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Besonders auffallend ist die Verfolgung der Kornweihe und anderer Greife dabei auch heute noch in Schottland. Sogenannte Jagdaufseher verfolgen vor allem Kornweihen als ungeliebte Konkurrenten um das begehrte Jagdwild – die Schottischen Moorschneehühner. Schottland ist mit seinen vielen Limikolen, Hühnervögeln und Wildkaninchen, sowie den ausgedehnten Moor- und Heidelandschaften eigentlich ein Kornweiheneldorado. Trotzdem ist die Art ausgesprochen selten und es gehört großes Glück dazu, sie hier zu beobachten

Positiver verlief die Bestandsentwicklung in den letzten 30 Jahren dagegen in West- und Südwesteuropa und vor allem in Großbritannien, Frankreich und Spanien mit deutlich ansteigenden Zahlen.

Der gesamte Brutbestand in Europa wird derzeit auf etwa  30 000 – 50 000 Paare geschätzt, was etwa ein Drittel des Weltbestandes bedeuten dürfte (8).  

Im Rahmen arttypischer starker Bestandsschwankungen infolge von Wühlmaus-Gradationen und im Ergebnis strenger Schutzmaßnahmen konnten sich die Bestände bis heute in Deutschland nunmehr auf sehr niedrigem Niveau bei etwa 50 Brutpaare jährlich einpegeln – mehr als drei Viertel davon in Niedersachsen und Bremen.

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Kornweihen leben in weiten Bereichen der nördlichen Paläarktis in einem breiten Band von Irland und Spanien im Westen bis nach Kamtschatka im Nordosten. Besiedelt werden in erster Linie weiträumig offene Landschaften der Tiefebenen –vor allem in Südwesteuropa häufig auch die namensgebenden Agrarflächen. Limitierend wirkt meist ein ausreichendes Nahrungsangebot, das sich bei Kornweihen meist aus kleineren Säugetieren und Vögeln, seltener aus Reptilien und Insekten zusammensetzt.

Eine besonders bildhafte Beschreibung der dabei meist angewandten Jagdweise finden wir wieder bei Alfred Brehm (7): „Hier über Feldern und Wiesen hält er mehrmals am Tage, früh, wenn der Tau getrocknet ist, bis in die späte Dämmerung, seine Beutezüge ab. Schaukelnden Fluges, schwankend und anscheinend unsicher dicht über dem Boden dahinschwebend, bald mit über den Leib gehobenen Flügeln segelnd, bald durch matte Flügelschläge sich fördernd, streicht er auf seinen Straßen dahin, mit Vorliebe einem Gebüsch, Bach oder Wassergraben, auch einer Buschreihe folgend, dreht sich bisweilen im Kreise mehrmals über einer Stelle umher, fällt wiederholt zu Boden, als ob er bei jedem Niedersinken ein Opfer ergreift, erhebt sich aber meist ohne ein solches und setzt seinen Flug wie früher fort, umschwebt fast gaukelnd eine Baumkrone, überfliegt eine Wiese oder ein Getreidefeld und kehrt endlich in weitem Bogen nach dem Ausgangspunkte seiner Flugwanderung zurück.“

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Wie bei allen heimischen Vertretern der Weihen ist auch bei Circus cyaneus der Geschlechtsdimorphismus besonders auffällig. Während erwachsene Männchen mit einer Länge unter 50 cm und einer Flügelspannweite von etwa einem Meter fast die Größe eines Mäusebussards erreichen, beträgt das Körpergewicht der schlanken männlichen Weihe mit durchschnittlich 350 g nicht einmal die Hälfte dessen der plumperen Verwandten. Im Vergleich dazu hier noch die Maße weiblichen Kornweihen: Länge – 50-55 cm; Flügelspanne bis 120 cm; Gewicht bis 600 g.

Ebenso auffällig, wie in den Körpermaßen unterscheiden sich adulte Kornweihen auch in der Gefiederfärbung, wie Sie auf den hier angefügten Bildern erkennen können.

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Männchen
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Männchen
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Weibchen
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Weibchen

Fortpflanzung der Kornweihe

Die Brutsaison der Kornweihen startet mit spektakulären, lautstarken Balzflügen. Das meist nicht sehr umfangreiche Nest wird danach hauptsächlich vom Weibchen am Boden oder unmittelbar darüber in dichter Vegetation gebaut. Das Gelege besteht normalerweise aus drei bis sechs mattweißen Eiern, die allein vom Weibchen etwa 30 Tage bebrütet werden. Während dieser Zeit und auch in den ersten Wochen nach dem Schlupf der Jungen obliegt die Nahrungsbeschaffung ausschließlich den Männchen. Die Nestlingszeit beträgt 31 – 38 Tage. Danach werden die Jungen noch etwa zwei Wochen meist nur vom Weibchen mit Nahrung versorgt (2).

Obwohl Kornweihen normalerweise in einer monogamen Saisonehe leben, ist es in Jahren mit hohem Nahrungsangebot nicht außergewöhnlich, dass sich erfahrene Männchen mit mehreren Weibchen verpaaren und diese auch alle bei der Jungenaufzucht unterstützen.

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Wanderung der Kornweihe

Entsprechend ihrer geografischen Verbreitung unterscheiden sich Kornweihen beträchtlich in ihrem Zugverhalten. Während Brutvögel aus Nordeuropa ihre Brutgebiete Ende des Sommers in Richtung Mittel- und Südeuropa und teilweise sogar Nordafrika verlassen und dann auch bei uns meist häufiger zu beobachten sind als während der Brutsaison, verbleibt ein Großteil der mittel-, west- und südeuropäischen Population ganzjährig im Brutgebiet.

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Da Kornweihen in Deutschland zu den seltensten und gefährdetsten Brutvogelarten zählen, hat der Naturschutz hier allerdings eine besondere Verantwortung. Mebs/Schmidt (2) fordern deshalb: „Vor allem müssen die Lebensräume der Kornweihe in Form von Heide- und Moorgebieten sowie extensiv bewirtschafteten Flächen geschützt und erhalten werden. Außerdem muss die illegale Verfolgung gestoppt werden. Auf den Wattenmeer-Inseln, wo Kornweihen an ihren Brutplätzen in den kleinen Dünentälern durch menschliche Störungen besonders gefährdet sind, ist eine entsprechende Lenkung der Touristen erforderlich.“

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
  • IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)