Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Habichtsadler zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.
Mit einer Körperlänge von 65 – 72cm (davon entfallen 24 – 27 cm auf den hellgrauen Schwanz mit der arttypischen schwarzen Endbinde), einer Flügelspannweite von 150 – 180 cm und einem Körpergewicht von 1700 – 2000 g (2) sind Habichtsadler deutlich größer und kräftiger als ein Mäusebussard.
Die Beine sind, wie bei allen echten Adlern (Aquilinae), bis zu den sehr kräftigen Zehen befiedert.
Da der Größenunterschied zwischen Männchen und Weibchen nicht sehr ausgeprägt ist und auch die Gefiederfärbung meist keine auffälligen geschlechtsspezifischen Eigenheiten aufweist, ist die Geschlechtszuordnung der Altvögel in freier Natur oft nicht möglich. Die Männchen wirken allerdings meist heller und weißbäuchiger; demgegenüber sind die Weibchen unterseits mehr und dichter gezeichnet und wirken insgesamt oft bräunlicher und dunkler.
Historisches zum Habichtsadler
Alfred Brehm beschreibt die Art folgendermaßen (7): „Der Habichtsadler ist ein außerordentlich gewandter, kühner, ja frecher Vogel, der in bezug auf geistige Begabung dem Habicht etwa gleich ist, diesen aber in mancher Beziehung übertrifft. Er hat ein wildes Wesen und vereint die Schnelligkeit des Falken mit der Gewandtheit des Sperbers, den Mut des Adlers mit der Mordsucht des Habichts, fürchtet sich vor keinem anderen Vogel und greift jeden an, der in seine Nähe kommt, sei es, um ihn zu vertreiben, oder sei es, um sich seiner zu bemächtigen.“
Lebensweise des Habichtsadlers
Typisch für den Habichtsadler ist zudem seine ausgesprochen vorsichtige und heimliche Lebensweise, sodass noch viele Fragen zu dieser Art offen bleiben.
Dies beschreibt auch Torsten Pröhl in seinem Erlebnisbericht über die Begegnung mit Habichtsadlern in Marokko im Buch „Adler“ des BLV Buchverlages von 2013: „Habichtsadler sind in entlegenen menschenfernen Gebieten äußerst heimlich und erkennen Personen oft schon aus großer Entfernung. Hat man dann eine Felswand mit Horst erreicht, sind die Adler längst fort. Sie kehren erst zum Horst zurück, wenn man sich wieder entfernt hat. So ist es uns oftmals nicht gelungen, überhaupt festzustellen, ob und von wem ein Horst bewohnt wird. Erst nach Jahren gelang es uns, in einem von Habichtsadlern dicht besiedelten Gebiet im Antiatlas ein Paar ausfindig zu machen, bei dem sich unsere Fotohoffnungen erfüllten, ohne zu stören.”
Bestand und Verbreitung des Habichtsadlers
Der europäische Brutbestand des Habichtsadlers wird laut IUCN (8) derzeit (2015) auf 1100 bis 1200 Paare geschätzt, was etwa 10% des weltweiten Bestandes ausmachen dürfte. Habichtsadler zählen damit zu den ausgesprochen seltenen Greifvögeln Europas. Zudem sind die Bestände überall seit Mitte des vorigen Jahrhunderts infolge zunehmender Kollision mit Stromleitungen, der Intensivierung der Landbewirtschaftung, Rückgang der Beutetiere, dem unkontrollierten Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und auch direkte menschliche Verfolgung überall drastisch zurückgegangen. In Europa scheinen die Bestände sich nunmehr auf niedrigem Niveau zu stabilisieren.
Das gesamte Verbreitungsgebiet des Habichtsadlers ist sehr stark zersplittert. Es erstreckt sich in einem breiten Band von den Küstenregionen Nordwestafrikas und der Iberischen Halbinsel über den Mittelmeerraum, die Arabische Halbinsel, den Indischen Subkontinent bis nach Südchina. Innerhalb unseres Betrachtungsgebietes besiedeln Habichtsadler dabei in erster Linie trockene, waldarme Gebirgsgegenden mit hohen, steilen Felswänden. Altvögel verlassen dabei als ausgesprochene Standvögel ihren angestammten Lebensraum auch außerhalb der Brutsaison nicht. Jungvögel, die nach dem Selbständigwerden ihren Geburtsort ohne bevorzugte Abwanderungsrichtung verlassen, gründen oft nicht weit entfernt ihre eigenen Reviere – seltener auch mehr als 100 km entfernt.
Beute und Nahrungserwerb des Habichtsadlers
Das Nahrungsspektrum des Habichtsadlers ist sehr vielfältig. Mittelgroße Säugetiere (besonders Wildkaninchen) gehören ebenso dazu, wie Vögel bis etwa zur Größe von Krähen und Tauben oder größere Echsen. Selbst Reiher und Störche wurden schon als Beutetiere nachgewiesen.
Als ausgesprochen anpassungsfähiger und wendiger Jäger erbeutet der Habichtsadler seine Opfer dabei oft im rasanten Sturzflug aus dem kreisenden Suchflug in großer Höhe oder entlang hoher Felswände. Rasante Verfolgungsjagden aus dem gedeckten Ansitz nach Art des namensverwandten Habichts gehören aber ebenso zum typischen Beuteerwerb der Vögel. Oft erhöht sich dabei der Jagderfolg durch die bei Habichtsadlern nicht seltene gemeinsame Jagdweise beider Altvögel eines Brutpaares.
Fortpflanzung des Habichtsadlers
Eine lebenslange Dauerehe ist bei Habichtsadler die Regel. Die Brutzeit wird meist im November oder Dezember mit auffallenden Balzflügen eingeleitet. Als Brutplatz werden fast immer die oberen Bereiche sehr hoher Felswände gewählt. Baumhorste oder Horste auf Hochspannungsmasten bilden eher die Ausnahme. Da eine mehrjährige Nutzung der Horste üblich ist, erreicht der Durchmesser des Reisignestes oft beachtliche Ausmaße bis zu zwei Metern. Mit der Eiablage beginnen die Tiere in Südeuropa meist zwischen Anfang Februar und Mitte März.
Die fertigen Gelege bestehen dann aus zwei – seltener ein oder drei – weißlichen Eiern. Die etwa fünf- bis sechswöchige Bebrütung des Geleges wird fast ausschließlich vom Weibchen vollzogen, während das Männchen in dieser Zeit die Nahrungsversorgung absichert. Auch in den ersten Wochen der Nestlingszeit obliegt diese Aufgabe weiterhin dem Männchen, während der weibliche Altvogel die Bewachung der Jungvögel und die Darreichung des Futters übernimmt. Nach etwa zehn Wochen verlassen die Jungvögel den Horst, werden aber auch anschließend noch bis zu zwei Monaten von den Elterntieren mit Nahrung versorgt.
Wenn man bedenkt, dass nach Untersuchungen in Spanien (2) nur etwa ein Drittel der Habichtsadlerpaare erfolgreich brüten und nur etwa 10% der ausgeflogenen Jungvögel die Geschlechtsreife erreichen, kann der Fortbestand der Art heute keinesfalls als gesichert angesehen werden.
Quellenangaben:
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012 (1)
- Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag, 2. Auflage 2014 (2)
- Alfred Brehm: Brehms Tierleben, 3. Band – Die Vögel ; Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
- IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)