Was ist klein, orange gescheckt und flattert durch das Grüne Band? Das ist der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), ein seltener Schmetterling, der im Grenzgebiet Bayern-Sachsen-Tschechien eines seiner letzten Vorkommen hat.
Eine Reihe dunkler Punkte am Rand der Hinterflügel sind sein Erkennungsmerkmal.
Zur Flugzeit im Mai/Juni kann man den Falter auf mageren Feuchtwiesen und in den Auen entlang der Bachläufe antreffen, wo es noch größere Bestände des Teufelsabbiss (Succisa pratensis) gibt. Die im Spätsommer violett blühende Staudenpflanze ist die einzige Futterpflanze für die Ende Juli schlüpfenden Raupen des Goldenen Scheckenfalters in der Region. Die Raupen leben und fressen zunächst gesellig in einem Gespinst und vereinzeln sich erst nach der Überwinterung.
Ein Scheckenfalter-Weibchen kann einige Hundert Eier legen, die es oft auf mehrere Einzelgelege verteilt. Diese werden an die Unterseite der Rosettenblätter des Teufelsabbiss (Succisa pratensis) angeheftet. Dabei ist es wichtig, dass die Pflanze kräftig und gut erreichbar ist, also nicht zu stark von anderen Pflanzen überwachsen wird. Das Weibchen kann mehrere Gelege an derselben Teufelsabbiss-Pflanze ablegen, wenn diese als Raupenkinderstube gut geeignet ist.
Nach etwa 5 Wochen ist es dann soweit: Die zunächst nur wenige Millimeter großen Jungraupen schlüpfen und schließen sich zu einer gemeinsamen „Kolonie“ – einem Raupengespinst zusammen. Sie spinnen dazu ein spinnennetzartiges Gewebe, das mehreren Hundert Bewohnern Schutz vor Fressfeinden bietet. Bis zum Winter fressen und wachsen die Raupen in diesem, in der Wiese relativ gut sichtbaren Gespinst am Teufelsabbiss. Große Raupenkolonien können dabei mehrere Pflanzen vertilgen. Zur Überwinterung ziehen sich die Jungraupen in deutlich kleinere, bodennahe Überwinterungsgespinste zurück und durchlaufen eine Winterruhe.
In den ersten warmen Frühlingstagen lösen sich die Überwinterungsgespinste schließlich auf. Die Raupen vereinzeln sich, um bis zur Verpuppung an verschiedenen Pflanzen zu fressen und zu einer Größe von 3-4 cm anzuwachsen. In dieser Zeit kann man sie oft beim Sonnen an gut erwärmten Pflanzenteilen beobachten.
Um den Schutz des seltenen Schmetterlings kümmert sich ein Projekt des Bund Naturschutz Hof und der Naturschutzbehörde des Vogtlandkreises, das vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums sowie vom Bayerischen Naturschutzfonds und dem Sächsischen Umweltministerium gefördert wird. Über einen Zeitraum von 6 Jahren (2015-2021) sollen die aktuellen Lebensräume des Falters gesichert und durch die Wiederverbreitung seiner Raupen-Futterpflanze wieder miteinander vernetzt werden. Da sich die größten Vorkommen auf tschechischer Seite befinden, arbeitet das Projekt eng mit den tschechischen Behörden zusammen, um ein länderübergreifendes Management der Falter-Habitate zu gewährleisten.
Für das langfristige Überleben des Goldenen Scheckenfalters ist es wichtig, dass sich die einzelnen Populationen untereinander austauschen können. So wird die Gefahr des Aussterbens einzelner, isolierter Vorkommen reduziert. Magere Feuchtwiesen mit Teufelsabbiss vertragen jedoch keine intensive, mehrschürige Wiesennutzung, wie sie heutzutage üblich ist, sondern sollten nur 1-2x im Jahr gemäht werden. Das kommt auch anderen Bewohnern dieses Lebensraumes zu Gute, z.B. verschiedenen Knabenkräutern, Kreuzblümchen, Wollgras, Wiesenknopf und auch der Arnika. Mit der Schaffung von offenen Bodenstellen und der gezielten Aussaat oder Anpflanzung des Teufelsabbiss sowie der Förderung blütenreicher Wiesen durch angepasste Pflege erhält der Falter eine Lebens- und Ausbreitungsgrundlage.
Über verschiedene Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit wird darüber hinaus auf den Wert des Schmetterlings für die Artenvielfalt hingewiesen, so werden z.B. Exkursionen für Erwachsene und Schulklassen angeboten, es gibt einen Informationsfilm auf der Projekthomepage www.scheckenfalter.de und sogar einen Comic über die Scheckenfalter-Familie „Die Aurinees“.
So viel Aufwand für einen Schmetterling? Allerdings! Zum einen spielt der Goldene Scheckenfalter, so wie alle anderen blütenbestäubenden Insekten, eine wichtige Rolle im Ökosystem und damit letztlich auch für uns Menschen. Der seltene Schmetterling steht zum anderen aber auch stellvertretend für seinen Lebensraum „Mageres Feuchtgrünland“ und dessen Bewohner – sein Schutz trägt daher ein Stück mehr zum Erhalt der Artenvielfalt in der Region bei.
Wir haben das Projektgebiet im Dreiländereck im Juni 2020 zum wiederholten Mal besucht und bedanken uns an dieser Stelle vielmals bei der Projektmitarbeiterin Nora Sichardt vom Bund Naturschutz Hof für ihre fachkundige Führung und die Bereitstellung der Informationen und einiger ihrer tollen Fotos für diesen Beitrag.
Außerdem gilt unser Dank natürlich auch den Scheckenfaltern, die uns wirklich sehr entgegenkamen bei unserem Fotoprojekt!