Der Wüstenfalke

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Wüstenfalken – Berberfalken, Rotnackenshahin – zusammengestellt.
Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Falco pelegrinoides

Englisch: Barbary Falcon,  Shahin

Französisch:  Faucon de Barbarie

Schwedisch:   berberfalk

Spanisch:   Halcon tagarote

Italienisch:   Falco de Barbarie  

Russisch:    Rishegolowij Sapsan

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Porträt Wüstenfalke

Verbreitung des Wüstenfalken

Der Wüstenfalke lebt in einem riesigen Areal von den Kanaren im Westen über Nordafrika, den Nahen und Mittleren Osten bis nach Mittel- und Zentralasien. Entlang der ägyptschen Küste des Roten Meeres erstreckt sich sein Vorkommen bis zum Horn von Afrika, möglicherweiser auch noch südlicher bis Somalia. Es sind zwei Rassen bzw. Unterarten bekannt. Von den Kanarische Inseln, den Mahgrebstaaten Nordwestafrikas bis zum Nildelta lebt die Unterart Falco pelegrinoides pelegrinoides auch Berberfalke genannt. Die asiatischen Vögel gehören zur Unterart Falco pelegrinoides babylonicus oder Rotnackenshahin. Wo aber genau die Verbreitungsgrenze liegt, oder ob es eine Übergangszone zwischen beiden Unterarten gibt, ist weitestgehend unklar, ebenso welcher Rasse die Vögel des Nahen Ostens und der Arabischen Halbinsel angehören.

Die Besandesverhältnisse des Wüstenfalken sind auf Grund des unübersichtlichen Lebensraumes in oft politisch instabilen Gebieten nur schwer zu erfassen und einzuschätzen. Die genauesten Angaben liegen dabei noch von den Kanaren vor. Dort sollen auf Lanzarote und Fuerteventura an die hundert Paare siedeln. Die Situation in Nordafrika, Arabien und Asien ist dagegen weitgehend unklar.

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Wüstenfalken sind meist Standvögel. Die Vögel einiger Regionen sollen allerdings Zugvögel sein.

Beschreibung des Wüstenfalken

Der Wüstenfalke hat eine Körpergröße von 35-40 cm und eine Spannweite von 80-100 cm und bleibt damit deutlich hinter seinem nahen Verwandten, dem Wanderfalken, zurück. Die Terzel wiegen im Mittel 430g, die Weibchen 640g. Der Geschlechtsdimorphismus ist auch bei dieser Art erheblich.

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Wüstenfalkenpaar

Hervorzuheben ist die extrem schlanke stromlinienförmige Gestalt mit langen zugespitzten Flügeln. Er ist in allen Kleidern dem Wanderfalken sehr ähnlich, wirkt demgegenüber jedoch zierlicher und agiler. Sein lateinischer Name „pelegrinoides“ bedeutet auch „der Wanderfalkenähnliche“. Er soll auch noch schneller als der Wanderfalke sein! Die Oberseite ist meist hell aschgrau, die Unterseite ist beigefarben bis hell rostrot gefärbt, mit mehr oder weniger ausgeprägter Bänderung. Beim Weibchen ist diese immer etwas stärker. Asiatische Vögel sind unterseits oft heller bis einfarbig. Ähnliche Tiere werden aber auch im südlichen Libyen beobachtet. Das beste Erkennungsmerkmal ist die rostrote Nackenzeichnung, auch im Unterschied zum Lannerfalke, der eine rostrote bis sandfarbene Kopfplatte hat. Bei den asiatischen Vögeln ist die Nackenzeichnung überdies ausgeprägter (Rotnackenschahin).

Alle Lautäußerungen sind fast identisch mit denen des Wanderfalken. Deshalb ist ohne Sichtkontakt oftmals nicht zu erkennen, um welche der beiden Arten es sich handelt.

Lebensraum des Wüstenfalken

Wüstenfalken leben meist in reinen Halbwüsten- und Wüstengebieten und vertreten hier den Wanderfalken. Der siedelt oft in den direkt  benachbarten gemäßigteren Klimagebieten; beispielsweise auf den westliche Inseln der Kanaren und den mediterranen Landschaften Nordafrikas. An den Berührungspunkten beider Arten kommt es zu Mischpopulationen. Solche gibt es  auf den westlichen Kanarischen Inseln und an der marokkanischen  Atlantikküste nördlich Agadir, möglicherweise auch anderswo. Welche Art jeweils an den Mittelmeerküsten Algeriens, Tunesiens, Libyens, Ägyptens, der Levante und der Osttürkei siedeln, ist oft nicht bekannt und durch zukünftige Untersuchungen zu klären.

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Die Brutplätze befinden sich oft in Oasen und Wadis, aber auch an Steilküsten und Felsmassiven mitten in der Wüste.

Die Siedlungsdichte im Binnenland ist oft, aufgrund des geringen Beutetieraufkommens, äußerst gering. An den Küsten Marokkos und der  Kanaren kommt es, vor allem durch hohes Zugvogelaufkommen, zu wesentlich dichteren Brutvorkommen. Auch die Konkurrenz mit anderen Greifvögeln hat Einfluß auf die Siedlungsdichte. Auf den Kanaren ist der Wüstenfalke der einzige Großfalke und Mäusebussard, Schmutzgeier und Fischadler sind hier  keine ernst zu nehmenden Konkurrenten um Nistplätze und Nahrung. Auf dem nordafrikanischen Festland und in weiten Teilen seines restlichen Verbreitungsgebietes ist die Situation für Wüstenfalken dagegen meist problematischer. Hier leben andere große und wehrhafte Greifvögel, die ernst zu nehmende Rivalen im kargen Lebensraum darstellen. Felswände und Schluchten, in denen Steinadler, Habichtsadler und Pharaonenuhus leben, sind für Wüstenfalken tabu. Auch ist in Nordafrika der Lannerfalke häufig und überall präsent und tritt oft in starke Konkurrenz zum Wüstenfalken. In Asien gibt es vielerorts das gleiche Problem mit dem Sakerfalken. Die Bestandsentwicklung der Art ist aber auch hier oft unklar, weil eine hohe Verwechslungsgefahr mit Wanderfalken und anderen Großfalken besteht.

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In den Wüstenhabitaten jagt der Wüstenfalke die hier vorherrschenden Arten, etwa Flughühner, Rennvögel und Lerchen, sowie die hier durchkommenden Zugvögel. Anders als Schiefer- und Eleonorenfalke nutzt der Wüstenfalke aber die Zugvögel des Frühjahrzuges für seine Jungenaufzucht. An Meeresküsten ist das Beutetieraufkommen oft reichhaltiger. Hier werden vermehrt Felsentauben, sowie hier lebende und durchziehende Limikolen erbeutet. Der Aktionsraum hängt von der verfügbaren Beute ab. In Gebieten mit hoher Beutetierdichte ist der Aktionsradius relativ klein, in beutearmen Wüstenhabitaten dementsprechend größer.

Fortpflanzungsverhalten des Wüstenfalken

Im Balz- und Brutverhalten gleicht der Wüstenfalke weitgehend seinem größeren Vetter, dem Wanderfalken. Brutbeginn auf den Kanaren und in Nordafrika ist die Monatswende Februar/März mit regionalen Schwankungen. Im Bereich kontinentalen Klimas Mittel- und Zentralasiens dürfte die Brutzeit dementsprechend mindestens einen Monat später beginnen. Auch hier fehlen aber genaue Untersuchungen.

Es werden zwei bis vier typisch falkenartig rostbraun gesprenkelte Eier gelegt, die um die 32 Tage bebrütet werden. Die anschließende Versorgung der Familie während der Brut- und Aufzuchtzeit obliegt danach dem Männchen, während das Weibchen für den Schutz und die Fütterung der Jungen zuständig ist. Nach knapp 40 Tagen sollen die Jungen flügge sein.

Das Höchstalter im Freiland ist unbekannt, in Menschenobhut um die 20 Jahre.

Bedrohungen des Wüstenfalken

Bedrohungen für den Wüstenfalken sind vor allem die mit dem Tourismus verbundenen Freizeitaktivitäten in den Bruthabitaten, insbesondere an Meeresküsten. Momentan wird fast die gesamte Küste des Roten Meeres in Ägypten mit Hotelanlagen zugebaut und somit als Lebensraum für Wüstenfalken und viele andere Arten unbrauchbar. In arabischen Staaten ist des weiteren auch der Fang für falknerische Zwecke ein Problem. Früher wurden die gefangenen Beizvögel nach einer Jagdsaison (über den Winter) wieder freigelassen. Heute werden sie jedoch meist weiterverkauft. Viele gehen auch durch schlechte Haltungsbedingungen ein.

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Quellenangaben:

  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1) 
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Dietmar Nill, Torsten Pröhl, Michael Lohmann: Falken – Edle Jäger – Herrscher der Lüfte. BLV Buchverlag GmbH & Co,  2012  (4)