Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Steppenadler zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.
Der fast einheitlich dunkelbraune Steppenadler erreicht bei einem Gewicht von bis zu drei Kilogramm eine Flügelspannweite von fast zwei Metern (Weibchen). Er ist damit nur wenig kleiner als der Östliche Kaiseradler.
Während er in früheren Zeiten als Unterart des Savanenadlers (Aquia rapax) angesehen wurde, besteht inzwischen Klarheit, dass es sich um eine eigene Art mit zwei bekannten Unterarten A.n. orientalis und A.n. nipalensis handelt.
Bestand und Verbreitung des Steppenadlers
Das Hauptverbreitungsgebiet des Steppenadlers liegt außerhalb Europas in einem recht schmalen Band von Westrußland bis nach Transbaikalien und in die Mongolei. Hier rechnet man heute (2016) mit nicht einmal mehr 37 000 Brutpaaren; die größten Bestände dabei in den natürlichen Steppenlandschaften Kasachstans und der Mongolei.
Die einzigen europäischen Brutgebiete finden wir im äußersten Osten. Von den dort im europäischen Teil Südrusslands noch Ende des vorigen Jahrhunderts geschätzten 20 000 Brutpaaren dürften heute kaum noch 10 Prozent übrig geblieben sein.
Insgesamt hat sich die Arealgrenze des Steppenadlers im letzten Jahrhundert dadurch um fast 1000 Kilometer nach Osten verschoben. Die Ursachen des damit einhergehenden drastischen Bestandsrückgangs sind in erster Linie in der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ehemaliger Steppengebiete und dem damit verbundenen Rückgang seiner Hauptbeute – dem Ziesel – in Kombination mit direkter Verfolgung zu suchen.
Immer schwerwiegender werden in neuerer Zeit auch zahlreiche Verluste durch Stromschlag an Stromleitungen.
Bei den in Mitteleuropa nur ausgesprochen selten beobachteten Steppenadlern handelt es sich zudem oft um aus der Gefangenschaft entflohene Exemplare.
Fortpflanzungsverhalten des Steppenadlers
Steppenadler erreichen die Geschlechtsreife wohl erst mit vier Lebensjahren.
Nach ihrem langen Rückzug aus den Überwinterungsgebieten erscheinen die Brutpaare meist im März am Brutplatz und starten dann mit auffallenden Balzflügen in die Brutsaison. Die Horste befinden sich fast immer als große Plattform auf leichten Bodenerhöhungen auf der Erde oder im niedrigen Strauchwerk. Demgegenüber hat die Zahl von Bruten auf Strommasten erst in letzter Zeit deutlich zugenommen.
Die 2 – 3 Eier werden fast sieben Wochen bebrütet und anschließend weitere 6 – 9 Wochen die Nestlinge im Horst versorgt.
Die negativen Bestandsentwicklungen dokumentiert dabei auch der durchschnittliche Bruterfolg, der von ehemals 1,4 Jungvögeln / Paar auf heute nur noch 0,3 bis 0,8 Jungvögel / Paar zurückgegangen ist.
Lebensraum und Wanderung des Steppenadlers
Steppen und Halbwüsten von der Ebene bis in etwa 2000 Meter hohe Gebirgstäler werden während der Brutzeit vom Steppenadler besiedelt. Voraussetzung dafür bildet ein ausreichendes Nahrungsangebot. Da die hauptsächlich erbeuteten Ziesel bekanntermaßen Winterschläfer sind, müssen die Adler ihr Brutgebiet einen Großteil des Jahres zum Überleben verlassen.
Als Langstreckenzieher legen sie dabei jährlich mehrere tausend Kilometer bis in ihre Überwinterungsgebiete in Afrika, Indien oder Südostasien zurück. Ein adulter Steppenadler, der mit Satellitensender versehen war, schaffte dabei die 9613 km lange Strecke von seinem Winterquartier in Botswana zu seinem Brutplatz in Kasachstan in 55 Tagen.
Quellenangaben:
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012 (1)
- Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag, 2. Auflage 2014 (2)
- Dietmar Nill, Torsten Pröhl, Dr. Einhard Bezzel: Adler – Mächtige Jäger – Symbole der Freiheit. BLV Buchverlag GmbH & Co, 2012 (5)
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Birdlife International 2019 Aquila nipalensis (geänderte Fassung von 2017 Beurteilung). Die IUCN Rote Liste gefährdeten Arten 2019: e.T22696038A155419092. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T22696038A155419092.en . Heruntergeladen am 8. Februar 2020 .