Der Sperber

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Sperber zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Accipiter nisus
Englisch:   Eurasian Sparrowhawk
Französisch:   Épervier d’Europe
Schwedisch:   sparvhök
Spanisch:   Gavilán Común
Italienisch:   Sparviere
Russisch:   Ястреб-перепелятник
 

Sperber, Accipiter nisus, Sparrowhawk, vögel, birds, greifvögel, Accipitriformes, raptorsPorträt Sperber

Während die Männchen der Greifvögel üblicherweise als „Terzel“ bezeichnet werden, ist beim Sperber in der Falknersprache die Bezeichnung „Sprinz“ üblich, was wohl so viel wie „gesprenkelter Vogel“ bedeuten dürfte.

Männliche Sperber zählen neben den Merlinmännchen zu den kleinsten Greifvögeln Europas.  Mit etwa 32 cm Körpergröße und 60 cm Flügelspannweite sind sie sogar kleiner als ein Turmfalke.

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Sperber, Weibchen
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Sperber, Männchen

Da beim Sperber der Geschlechtsdimorphismus allerdings extrem ist – es treten nicht einmal Überschneidungen in den Körpermaßen auf –  erreichen die fast doppelt so großen und schweren Weibchen beinahe die Größe eines männlichen Habichts. Da Sperber auch in der Gefiederfärbung dem Habicht sehr ähnlich sind und deshalb oft als kleines Ebenbild ihres großen Verwandten bezeichnet werden, ist die genaue Artbestimmung der beiden Spezies in der Natur für Laien oft nicht ganz leicht.

Wie der Habicht, besitzt auch der Sperber relativ breite, kurze und an ihren Spitzen abgerundete Flügel. Der Schwanz (Stoß) ist ziemlich lang. Diese körperlichen Voraussetzungen erlauben zwar keine hohen Fluggeschwindigkeiten, machen den Sperber aber zu einem der wendigsten und verwegensten Jäger in der Vogelwelt.

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Nahrungserwerb des Sperbers

Wie kaum eine andere Greifvogelart ist der Sperber fast ausschließlich auf Vögel als Beutetiere spezialisiert. Den individuellen Größen entsprechend reicht das Spektrum bei den kleinen Männchen dabei meist nur bis zu Vögeln in Drosselgröße, während sich Sperberweibchen regelmäßig auch von Tauben, Raben- oder Hühnervögeln ernähren. Kleinsäuger machen nur einen geringen Anteil der Nahrung aus.

Die Jagdweise entspricht dabei im Wesentlichen wieder der der Habichte: getarnter Ansitz mit häufig wechselnden Sitzwarten oder ein alle Sichtschutzmöglichkeiten nutzender, niedriger Suchflug innerhalb der Baum- und Strauchschicht deckungsreicher Lebensräume.

Der Zugriff auf die Beute erfolgt oft außergewöhnlich stürmisch. Verletzungen des Jägers in dichter Vegetation oder auch durch das Anfliegen gegen spiegelnde Glasscheiben sind dabei leider immer wieder zu beklagen. Regelmäßig fallen Sperber auch ihrem größeren Verwandten, dem Habicht, zum Opfer. 

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Lebensraum und Fortpflanzung des Sperbers

Entsprechend ihrer Lebensweise besiedeln Sperber vorrangig  die boreomontanen  Nadelwälder in weiten Teilen der Paläarktis, von den Kanaren und Irland im Westen bis Kamtschatka und Japan im Osten. In Mittel- und Westeuropa sowie im westlichen Mittelmeergebiet werden ausnahmsweise auch Laubwälder der gemäßigten Zone sowie die mediterranen Hartlaubwälder besiedelt. Erfolgte das Sperberleben in diesen Lebensräumen ursprünglich meist wenig auffällig, weitab vom Menschen, so ist in den letzten Jahrzehnten auch bei Accipiter nisus eine zunehmende Tendenz zur Verstädterung zu verzeichnen. Bruten in städtischen Grünanlagen, wie Parks und Friedhöfen, sind heute in vielen Ortschaften Europas keine Seltenheit mehr.

Zurzeit A. Brehms war dies allerdings noch nicht die Regel (7):   „Der Horst steht in Dickichten oder Stangenhölzern, selten hoch über dem Boden, aber möglichst gut verborgen. Je nach Ort und Gelegenheit  ist es ein liederlicher, manchmal aber auch ein sorgfältiger, hübscher Bau aus Reisern, Moos, Wurzeln, Haaren. Zwischen dem 10. Mai und 20.Juni findet man in ihm drei bis fünf Eier, die auf bläulichem oder blaß meergrünem Grund rotbraun bis dunkelbraun gefleckt sind. Beide Eltern tragen den Jungen Nahrung in Fülle zu, doch nur das Weibchen ist imstande, diese in entsprechender Weise zu zerlegen. Man hat beobachtet, daß junge Sperber, deren Mutter getötet worden war, bei vollbesetzter Tafel verhungerten, weil der Vater zu ungeschickt war, ihnen die Speise mundgerecht zu machen. Auch nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch lange von den  Eltern gefüttert, geführt und unterrichtet.“

Die Brutzeit beginnt bei uns oft erst im April mit Ablage der meist vier bis sechs Eier. Deren fast fünfwöchige Bebrütung obliegt ausschließlich dem, während dieser Zeit mausernden Weibchen. Auch während der sich anschließenden Nestlingszeit von durchschnittlich 30 Tagen übernimmt der weibliche Partner den überwiegenden Teil der Fütterungen der Jungvögel. Die dazu vom Männchen herbeigetragene Beute wird meist in Horstnähe an einem speziellen  Rupf- und Übergabeplatz unter den Revierpartnern weitergereicht. Durch die vielen gerupften Federn ist dieser Platz oft viel auffälliger als der Neststandort selbst und trägt so zum Schutz der Brut bei.

Brutverluste erleiden Sperber häufig bei Durchforstungsarbeiten in Stangenhölzern während der Fortpflanzungszeit.

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Sperbermännchen bei der Gefiederpflege

Wanderungen des Sperbers

Entsprechend der geographischen Lage der Brutgebiete sind Sperber Stand- oder Zugvögel. Je südlicher die Brutgebiete liegen, umso mehr Altvögel verbleiben auch im Winter im weiteren Brutgebiet. Die Zugvögel – insbesondere aus Skandinavien – überwintern teilweise schon in unseren Breiten, größtenteils aber im südlichen  und südwestlichen Europa oder sogar Nordafrika.

Schutz des Sperbers

Seit den Zeiten A. Brehms bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts, als eine Einteilung der Natur in „Nützlinge“ und „Schädlinge“ durchaus üblich war, wurden Sperber als „Vogelmörder“ oft gnadenlos verfolgt und die Bestände allerorts stark dezimiert. Erst durch das Verbot vieler Umweltgifte und die moderne Naturschutzgesetzgebung konnten sich die Sperberbestände insbesondere in Mitteleuropa wieder erholen. Heute kann laut IUCN (8) für Europa wieder von einem stabilen Bestand von 403.000 – 582.000 Paaren ausgegangen werden, die bei uns,  wie alle in Europa vorkommenden Greifvogelarten sowohl dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes,  als auch der EU-Vogelschutzrichtlinie unterliegen.

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Damit gelten insbesondere die Verbote:

– des absichtlichen Tötens oder Fangens, ungeachtet der angewandten Methode;
– der absichtlichen Zerstörung oder Beschädigung von Nestern und Eiern und der Entfernung von Nestern;
– des Sammelns der Eier in der Natur und des Besitzes dieser Eier, auch in leerem Zustand;
– des  absichtlichen Störens, insbesondere während der Brut- und Aufzuchtzeit der Jungvögel.

Jeder Verstoß gegen diese Verbote  stellt eine Straftat dar, die mit Geldstrafen oder bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden kann.

Außerdem unterliegen alle Greifvögel neben dem Bundesnaturschutzgesetz auch dem Jagdrecht, genießen aber eine ganzjährige Schonzeit. Greifvogelverfolgungen stellen somit auch einen Verstoß gegen das Bundesjagdgesetz dar.

In diesem Zusammenhang sei auch auf den „Leitfaden zur illegalen Greifvogelverfolgung“  Hrsg.: Komitee  gegen den Vogelmord,  Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz Bayern (LBV) hingewiesen.

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
  • IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8).