Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Baumfalken zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von www.fokus-natur.de.
Lateinisch: Falco subbuteo
Englisch: Eurasian Hobby
Französisch: Faucon hobereau
Schwedisch: lärkfalk
Spanisch: Alcotán Europeo
Italienisch: Lodolaio
Russisch: Чеглок
Beschreibung und Bestand des Baumfalken
Als ausgesprochene Zugvögel kann man Baumfalken bei uns nur von April bis September beobachten. Die Vögel erreichen fast die Größe eines Turmfalken; unterscheiden sich von diesem aber insbesondere durch die eleganten, sichelförmigen Flügel und den kürzeren Schwanz. Auch ist der für Turmfalken typische Rüttelflug bei ihnen absolute Ausnahme. Sie sind elegante Luftjäger, die im Flugbild an übergroße Mauersegler erinnern, denen sie auch in ihren Flugeigenschaften kaum nachstehen.
In Deutschland sind sie außerhalb der Gebirge fast flächendeckend verbreitet aber nirgends häufig. Auf fast 5400 Brutpaare wurde der Bestand 2013 geschätzt (2). Europaweit wird von einem Brutbestand von 92.100 – 147.000 Paaren ausgegangen – etwa 30 % des Weltbestandes (8).
Das Brutgebiet der Nominatform Falco subbuteo subbuteo erstreckt sich in einem breiten Band von Westeuropa und Nordafrika – mit Ausnahme Nordenglands und des nördlichen Skandinaviens – bis nach Kamtschatka und Japan. In Südost-China lebt die etwas kleinere Unterart F. s. streichi.
Lebensraum des Baumfalken
Bevorzugte Lebensräume sind dabei reicht strukturierte Landschaften, die neben weiträumigen Offenbereichen zur Jagd im freien Luftraum auch einen ausreichenden Gehölzbestand mit alten Rabenvogel- oder Greifvogelnestern bieten. Baumfalken errichten nämlich keine eigenen Nester, sondern treten als Nachnutzer verlassener Krähen-, Greifvogel- oder Taubennester auf. In letzter Zeit ist dabei auch eine vermehrte Nutzung von alten Horstunterlagen auf Hochspannungsmasten als einzige Brutmöglichkeit in der heutzutage vielerorts ausgeräumten Agrarlandschaft zu verzeichnen.
Als ausgesprochene Langstreckenzieher verbringen die Baumfalken die Zeit von Oktober bis März im Winterquartier im südlichen Afrika.
Brutverhalten des Baumfalken
Obwohl die Ankunft im Brutgebiet normalerweise bis Ende April erfolgt, werden die zwei bis vier Eier meist erst Anfang Juni abgelegt. Nach einer Bebrütungszeit von etwa vier Wochen kann die Jungenaufzucht dann ab Juli anschließen; zu einer Zeit also, wenn eine Vielzahl bereits ausgeflogener, unerfahrener Jungvögel andere Vogelarten ein reichhaltiges Nahrungsangebot für die gesamte Falkenfamilie garantieren.
Wie bei den meisten Greifvögeln werden auch die jungen Baumfalken nach dem Ausfliegen noch einige Zeit von ihren Eltern betreut. Alfred Brehm hat dies schon vor mehr als 150 Jahrenebenfalls beobachtet und in seiner bildhaften Sprache für uns dokumentiert (7): „Sind die Jungen so weit im Fluge geübt, daß sie ihren Eltern auf weiterhin folgen können, so beginnen diese einen regelrechten Unterricht, um ihre Kinder zur Selbständigkeit vorzubereiten. Rufend und schreiend fliegen beide Eltern in die Luft hinauf, rufend und schreiend folgt ihnen die junge Gesellschaft. Anfänglich ziehen jene in verhältnismäßig langsamem und einfachem Fluge dahin, bald aber beginnt der eine von ihnen allerlei Schwenkungen auszuführen, der andere tut dasselbe, und die Jungen folgen, anfangs ersichtlich ungeschickt, im Verlaufe der Zeit aber mit einer von Tag zu Tag sich steigernden Gewandtheit. Eine Beute kommt in Sicht und wird rasch gefangen, entweder von einem allein oder unter Mithilfe des zweiten. Sofort nach dem Fange erhebt sich der glückliche Jäger hoch in die Luft, übersteigt die Schar der Jungen und läßt die Beute fallen. Sämtliche Jungen versuchen ihr Geschick, und alle stürzen gemeinschaftlich unter lautem Schreien dem fallenden Vogel nach. Gelingt es einem, ihn zu ergreifen, so trägt er ihn, nicht immer unbelästigt durch die anderen, einem geeigneten Baumaste zu, um ihn hier zu verspeisen; fehlen alle, so stößt der unter den Kindern einherfliegende zweite Gatte des Paares auf den Vogel, fängt ihn und steigt nun selbst über die Jungen empor, um das Spiel von neuem zu beginnen. So währen Lehre und Unterricht 8, 14 Tage, vielleicht auch drei Wochenfort, bis die Jungen hinlänglich geübt sind, um sich auf eigene Faust ihr tägliches Brot zu erwerben. Damit ist dann auch in der Regel die Zeit der Abreise gekommen, und alt und jung zieht, meist noch gemeinschaftlich, der Winterherberge zu, bereits getrennt aber im nächsten Frühjahr wieder heimwärts.“
Nahrung des Baumfalken
Ihre Nahrung erbeuten Baumfalken als ausgesprochen elegante und wendige Luftjäger ausschließlich im Flug. Vorrangig handelt es sich bei ihrer Beute dabei um Kleinvögel. Besonders im Sommer, nach dem Ausfliegen der Jungen, steigt allerdings auch meist der Anteil von Großinsekten – insbesondere Libellen und Käfern. Gelegentlich werden auch Baumfalken beobachtet, die sich auf die Jagd nach Fledermäusen spezialisiert haben und dementsprechend bis weit in die Dämmerung hinein aktiv sind.
Quellenangaben:
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012 (1)
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag, 2. Auflage 2014 (2)
- Alfred Brehm: Brehms Tierleben, 3. Band – Die Vögel ; Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
- BirdLife International. 2016. Falco subbuteo. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22696460A93564381. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22696460A93564381.en. Downloaded on 01 January 2019.