Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Rotfußfalken zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.
Lateinisch: Falco vespertinus
Englisch: Red-footed Falcon
Französisch: Faucon kobez
Schwedisch: aftonfalk
Spanisch: Cernícalo Patirrojo
Italienisch: Falco cuculo
Russisch: Кобчик
Beschreibung des Rotfußfalken
Der Rotfußfalke ist einer der kleinen echten Falken (Falco). Mit einer Körpergröße von etwa 30 cm und einer Flügelspannweite von 65 – 78 cm erreicht er dabei ungefähr die Maße des Baumfalken, ist aber noch etwas zierlicher als dieser. Der Sexualdimorphismus in Bezug auf Größe und Gewicht ist bei der Art weniger auffällig, als bei vielen anderen Greifvögeln. Dafür unterscheiden sich die Altvögel aber in der Gefiederfärbung umso auffälliger, wie die hier gezeigten Fotos deutlich zeigen.
Verbreitung und Bestand des Rotfußfalken
Als eher östliche Art beginnt das geschlossene Brutgebiet des Rotfußfalken in Ungarn und erstreckt sich in einem immer schmaler werdenden Band über die Balkanregion, die Ukraine und das südliche Russland bis nach Mittelsibirien. Gelegentlich finden Brutansiedlungen infolge der durch das Zugverhalten der Rotfußfalken erfolgenden Migration auch westlich und nördlich dieses Areals statt. Selbst in Deutschland wurden seit 1975 mindestens fünf Bruten nachgewiesen.
Der derzeitige Weltbestand wird von der IUCN (8) derzeit auf 300.000 – 800.000 erwachsene Vögel; geschätzt; davon brüten etwa 30.000 – 64.000 Paare in Europa. Für Mitteleuropa sind dabei nur für Ungarn, mit mehr als 1000 Brutpaaren, individuenreiche Bestände zu verzeichnen. Aber auch hier, wie in fast allen europäischen Vorkommensgebieten, ist der Bestandstrend infolge Intensivierung und Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft seit mehr als 50 Jahren negativ. Dementsprechend werden so heute auch kaum noch mehr als 20 Brutpaare in den für Rotfußfalken typischen Brutkolonien festgestellt.
Etwas besser scheint die Situation derzeit noch im asiatischen Teil des Brutgebietes zu sein. So berichtet Torsten Pröhl von seinem Besuch bei den Rotfußfalken in Kasachstan (4): „Hier in Kasachstan fanden wir jedoch Falkenkolonien von mehr als 100 Brutpaaren. Die bestanden zu etwa 80 Prozent aus Rotfußfalken, zu 10 – 20 Prozent aus Turmfalken sowie aus einzelnen Merlin- und, am Rand der Kolonie, wenigen Baumfalken-Brutpaaren. Da bekanntlich Falken keine eigenen Nester bauen, war wohl das Angebot an alten Saatkrähennestern mit Grund für das gemeinsame Nisten so verschiedener Falkenarten. Und natürlich das überreiche Nahrungsangebot, das offenbar ausreichte, über 400 Falken samt ihrer Brut zu ernähren.“
Wanderung und Brutverhalten des Rotfußfalken
Rotfußfalken leben nicht nur zur Brutzeit sehr gesellig. Auch während des Zuges und in den Überwinterungsquartieren im Süden Afrikas bilden sie oft große, mehrere hundert Vögel umfassende Gemeinschaften. Jährlich ab der zweiten Augusthälfte wird auch in Deutschland der Durchzug von Rotfußfalken beobachtet, welcher gegen Ende September ausklingt. Dabei werden überwiegend junge Vögel im ersten Jahr beobachtet. Zum Frühjahrszug zur Monatswende April/Mai werden in Mitteleuropa wesentlich weniger Rotfußfalken gesehen.
Fortpflanzung des Rotfußfalken
Nach der Rückkehr in die Brutgebiete und einer kurzen von Schauflügen der Männchen begleiteten Balzphase werden meist im Mai alte Rabenvogelnester als Nistplatz besetzt. Vorrangig sind das verlassene Nester der ebenfalls in Brutkolonien brütenden Saatkrähen.
Hier erfolgt die Ablage von zwei bis fünf, meist aber drei bis vier Eiern. Bebrütet werden diese wahrscheinlich ca. vier Wochen von beiden Altvögeln, wobei der Hauptanteil dem Weibchen zukommt. Die Nestlingszeit der jungen Rotfußfalken dauert dann in etwa weitere vier Wochen. Erstaunlich schnell erlernen die Jungen anschließend das selbstständige Jagen und die Familienverbände halten kaum noch mehr als zwei Wochen zusammen.
Jagd und Nahrungserwerb des Rotfußfalken
Die typische Form des Nahrungserwerbs finden wir im Folgenden anschaulich beschrieben bei Alfred Brehm (7):
„Insekten in allen Lebenszuständen, besonders aber völlig ausgebildet, und unter diesen wiederum vorzugsweise Käfer, machen den größten Teil ihrer Nahrung aus; ein Mäuschen, ein junges, unbehilfliches Vögelchen oder eine Eidechse wird ihnen seltener zuteil. Erstaunlich ist die Geschicklichkeit, mit der sie kleine, auf dem Boden kriechende Käfer aufnehmen, zwischen ihren kurzen Klauen festhalten und im Fluge verspeisen. Oft sind die Insektchen so klein, daß man sie, obgleich der Falke sie nur wenige Meter vom Standpunkt des Beobachters auflas, nicht mehr wahrnehmen, sondern den geglückten Fang überhaupt nur dadurch feststellen kann, daß der Vogel die Beute fliegend verzehrt, zu diesem Behufe die Fänge vorschiebt, mit dem Schnabel etwas aus ihnen nimmt und verschlingt, worauf er sofort wieder rüttelnd schwebt und sich von neuem zum Fange anschickt. Je mehr der Abend herankommt, um so reger werden alle Bewegungen, weil mit hereinbrechender Nacht mehr und mehr Insekten ihre Schlupfwinkel verlassen und umherschwärmen.“
Diese fast ausschließlich aus Großinsekten bestehende Beute wird nur zur Zeit der Jungenaufzucht durch einen beträchtlichen Anteil Kleinsäuger, Reptilien und Amphibien ergänzt.
Ein solch enges Nahrungsspektrum definiert allerdings auch die bevorzugten Lebensräume des Rotfußfalken. Es sind daher vorrangig weitestgehend offene Steppen- und Waldsteppenlandschaften oder offene Feuchtgebiete des Tieflandes verbunden mit einem ausreichenden Gehölzanteil zur Nestanlage.
Quellenangaben:
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012 (1)
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag, 2. Auflage 2014 (2)
- Dietmar Nill, Torsten Pröhl, Michael Lohmann: Falken – Edle Jäger – Herrscher der Lüfte. BLV Buchverlag GmbH & Co, 2012 (4)
- Alfred Brehm: Brehms Tierleben, 3. Band – Die Vögel ; Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
- BirdLife International. 2018. Falco vespertinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22696432A131939286. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22696432A131939286.en. Downloaded on 31 December 2018 (8)