Der Merlin

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Merlin zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Falco columbarius
Englisch:   Merlin
Französisch:   Faucon émerillon
Schwedisch:    stenfalk
Spanisch:   Esmerejón
Italienisch:   Smeriglio
Russisch:   Дербник

Falco columbarius; Falco columbarius pallidus; Kasachstan; Kazakhstan; Merlin; Steppenmerlin; ad.; adult; birds; falconiformes; greifvögel; male; männchen; pröhl; raptors; vögel

Mit nicht einmal 30 cm Körpergröße sind die Männchen des Merlins nicht nur die kleinsten Falken der Westpaläarktis (Gattung Falco), sondern auch die Zwerge unter allen bei uns heimischen Greifvögeln im weiteren Sinne. Die Flügelspannweite liegt bei Männchen bei ca. 60 cm und bei Weibchen bei ca. 67 cm (2), das Gewicht bei durchschnittlich  170 g bei Männchen und etwa 200 g bei Weibchen.

Falco columbarius; Jamal-Halbinsel; Merlin; Russland; Samojeden-Halbinsel; Sibirien; Yamal Peninsula; birds; falconiformes; female; greifvögel; pröhl; raptors; russia; vögel; weibchen

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Verbreitung und Bestand des Merlin

In unseren Breiten sind die kleinen Greife allerdings nur im Winterhalbjahr (Oktober bis April) als Durchzügler oder seltener Wintergast zu beobachten. Merline sind nämlich ausgesprochen nordische Brutvögel, die Nordamerika und Nordeurasien mit etwa neun Unterarten besiedeln.

In  Fennoskandinavien und Russland ist die Unterart Falco columbarius aesalon verbreitet, die ihre bevorzugten Überwinterungsgebiete im Mittelmeerraum hat und auf ihrem Zug deshalb gelegentlich auch bei uns erscheint. Im Gegensatz dazu verbleiben Teile der auf Island, in Irland und Großbritannien lebenden Unterart Falco columbarius subaesalon ganzjährig im Brutgebiet.

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Falco columbarius pallidus – Weibchen
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Falco columbarius pallidus – Männchen

Die IUCN (8) schätzt den derzeitigen europäischen Brutbestand des Merlins auf  32.000 – 51.600 Paare – allein 20.000 – 30.000 davon in europäischen Teil Russlands (2). Dies dürfte nach vorsichtigen Schätzungen nicht mehr als 15 % des Weltbestandes (500.000 bis. 2 Mill. Exemplare) bedeuten. Der Bestand kann darum zur Zeit trotz zeitweiser Schwankungen als stabil und die Art als nicht gefährdet eingestuft werden.

Entsprechend seines hochnordischen Verbreitungsgebietes sind die bevorzugten Lebensräume des Merlins vorrangig offene, gehölzarme Landschaften, wie z.B. Moore, Heiden oder die sehr lichten nordischen Wälder an der Grenze zur Tundra. Die Nestanlage erfolgt dementsprechend auch regelmäßig in Bodenmulden direkt auf dem Erdboden. In lichten Wäldern werden zudem oft alte Krähennester in geringer Höhe nachgenutzt. Felsnischen werden in entsprechenden Landschaftsräumen ebenfalls gern angenommen.

Fortpflanzungsverhalten des Merlin

Das erste Mal zur Brut schreiten Merline wohl nicht vor dem zweiten Lebensjahr. Die europäischen Populationen beginnen fast immer im Mai mit der Eiablage. Meist sind es dabei vier bis fünf Eier (seltener auch drei oder sogar sechs), die in erster Linie das Weibchen etwa vier Wochen bebrütet. Neben kurzzeitigen Brutablösungen besteht die Aufgabe des Männchens in dieser Zeit in der Beschaffung von Nahrung für seine Partnerin. Auch in den ersten Tagen der Jungenaufzucht bleibt diese Aufgabenteilung erhalten: das Weibchen bewacht, füttert und hudert die Jungen; das Männchen versorgt Weibchen und Jungvögel während dessen mit Nahrung. Etwa 30 Tage dauert die Nestlingszeit. Anschließend werden die Jungen bis zum Verstreichen aus dem elterlichen Revier dann noch bis zu vier Wochen von den Eltern betreut.   

Jagdverhalten und Nahrung des Merlin

Der verwegene Jagdflug des Merlins erinnert in seiner Wendigkeit an den Sperber. Die Beute, die  bis zu 90 % aus Kleinvögeln bis etwa Drosselgröße bestehen kann, schlagen die Vögel fast immer aus dem steilen Sturzflug von oben oder im direkten Zugriff nach dem Aufscheuchen der Opfer im bodennahen Suchflug. Einen geringeren Anteil an den Beutetieren nehmen Kleinsäuger ein, die direkt am Boden geschlagen werden. Insbesondere während der Jungenaufzucht ist für Merline auch typisch, dass sie zudem Jungvögel aus fremden Nestern aufgreifen und an ihre Jungen verfüttern.

In Nordeuropa und Island besteht ein großer Teil der Beute aus Wiesenpiepern (Anthus pratensis), der dort meist häufigsten Kleinvogelart. Die skandinavischen Merline folgen ihrer Hauptbeute überdies auf dem Zug bis ins Mittelmeergebiet und sind deshalb in Mitteleuropa am häufigsten ab Ende September/Oktober und wieder von Mitte März bis Anfang Mai zu beobachten. Überwinterer kommen vereinzelt bei uns vor und halten sich dann oft in der Nähe größerer Finken- und Drosselansammlungen auf.

Wie viele Greifvogelarten hatte auch der Merlin als ausgesprochener Kleinvogeljäger besonders während der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts unter der Giftbelastung seiner Lebensräume zu leiden: „Infolge der Belastung mit Bioziden – insbesondere mit DDT – waren auch die Bestände des Merlins zwischen 1950 und 1980, zum Teil auch noch in den folgenden Jahren, von sehr starkem Rückgang betroffen. Denn auf dem Weg über die fast ausschließliche Vogelnahrung hat der Merlin – in ähnlicher Weise wie der Sperber und der Wanderfalke – diese Giftstoffe in seinem Körper angereichert und entsprechend geringe Nachwuchsraten gehabt; während der Bebrütung zerbrachen die Eier infolge von Dünnschaligkeit. Zum Beispiel hat die Brutpopulation des Merlins auf den Shetland-Inseln zwischen 1981 und 1983 um etwa die Hälfte abgenommen; in diesem Fall war die Belastung mit Quecksilber besonders hoch.“(2)

Nach europaweitem Verbot der gefährlichen Umweltgifte haben sich die Merlinbestände vielerorts inzwischen wieder erholt. Lediglich in den Baltischen Ländern stehen die Trends leider weiter auf Abnahme. Mit verursacht wird das wahrscheinlich auch durch die für Bodenbrüter problematische Zunahme der Fuchsbestände. 

Falco columbarius; Falco columbarius pallidus; Kasachstan; Kazakhstan; Merlin; Steppenmerlin; ad.; adult; birds; falconiformes; flight; flug; greifvögel; male; männchen; pröhl; raptors; vögel

Interessantes zum Merlin

Früher wurde er wegen seines unübertroffenen Mutes und seiner unvergleichlichen Gewandtheit zur Beizjagd auf alles kleinere Wild abgerichtet. Er war der Lieblingsfalke jagdlustiger Frauen, ein besonderer Liebling auch der russischen Kaiserin Katharina II., zu deren Gebrauch alljährlich eine nicht unbeträchtliche Anzahl eingefangen und abgetragen wurde, um nach den Jagden im Spätherbst wieder in Freiheit gesetzt zu Werden.“ (7)

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
  • IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)