Der Gleitaar

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Gleitaar zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de

Lateinisch:   Elanus caeruleus (Falco caeruleus)
Englisch:  Black-shouldered Kite
Französisch:   Élanion blanc
Schwedisch:   svartvingad glada
Spanisch:   Elanio Común
Italienisch:  Nibbio bianco
Russisch:   Чернокрылый дымчатый коршун  

Porträt Gleitaar

Porträt Gleitaar

Mit einer Körpergröße von etwa 30 – 35 cm, einer Flügelspanne bis ca. 80 cm und einem Gewicht um 230 g erreicht ein Gleitaar in etwa die Maße eines großen Turmfalkenweibchens.

Das Gefieder mit dem sehr kurzen Schwanz ist größtenteils weiß mit Abstufungen ins Hellblaugrau (Flügel, Rücken) und kontrastreich abgesetzten schwarzen Schultern. Der Kopf wirkt relativ groß. Die orangerote Iris der Augen ist beeindruckend.

Als weitere Merkmale nennt Mebs (2): „ Die langen spitzen Flügel überragen den Schwanz und sind breiter als bei Falken. Beim segelnden Kreisen in der Thermik und beim niedrigen Suchflug über offenem Gelände hält der Gleitaar die Flügel schräg nach oben – ähnlich wie Weihen der Gattung Circus. Er rüttelt häufig, aber langsamer als ein Turmfalke. Im Flug wirkt er von unten reinweiß, bis auf die Flügelspitzen. Er sitzt gern auf hohen Warten.“

Verbreitung des Gleitaar

Der Gleitaar ist in Südwesteuropa (Portugal, Spanien, Südwestfrankreich) sowie in weiten Gebieten Afrikas und Südasiens als ausgesprochen standorttreuer Brutvogel anzutreffen, der nur gelegentlich in nahrungsreiche Lebensräume verstreicht.  Bei Jungvögeln wurde durch Beringung eine Ausbreitung bis zu 70 km nachgewiesen.

Auf der Iberischen Halbinsel ist der Gleitaar erst vor wenigen Jahrzehnten eingewandert und breitet sich seit dem dort aus, mittlerweile auch im Südwesten Frankreichs. Vor wenigen Jahren fand auch die erste Brut in Israel statt, wohin er vermutlich über das ägyptische Niltal und -delta gelangte. Er soll auch im Iran und Irak brüten und wurde im Süden Armeniens beobachtet.

Der Gesamtbestand in der Westpaläarktis wird auf etwa 6 500 Brutpaare geschätzt.(2). Die höchste Dichte an Paaren wird hier im ägyptischen Niltal beobachtet, wo er in den bewässerten Feldern optimale Jagdbedingungen vorfindet.

In Mitteleuropa sind Gleitaare sehr seltene Irrgäste.

Lebensraum und Brutverhalten des Gleitaar

Als Lebensraum bevorzugen Gleitaare offene savannenartige Gebiete, wie z.B. Steppen oder Halbwüsten. Sie treten aber auch in mit Einzelbäumen bestandenen Kulturlandschaften auf und nutzen dort auch vom Menschen errichtete Masten als Ansitzwarte oder Brutplatz.

Hier werden auch von beiden Partnern in Baumwipfeln oder höherem Buschwerk alljährlich neue Reisignester errichtet. Im sehr zeitigen Frühjahr (auf der Iberischen Halbinsel bereits Ende Februar/Anfang März) erfolgt dann im Abstand von zwei bis drei Tagen die Ablage der drei bis vier (2 – 6) auf hellem Grund kräftig bräunlich gefleckten Eier. Die Bebrütung obliegt fast ausschließlich dem Weibchen, das während dieser Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt wird (etwa 30 Tage). Nach dem Schlüpfen werden die Nestlinge bis zu fünf Wochen von beiden Altvögeln im Horst mit Nahrung versorgt. Außergewöhnlich für Greifvögel ist, dass die Weibchen der Gleitaare sich bei ausreichendem Nahrungsangebot bereits wieder mit anderen Partnern verpaaren, während die Männchen der ersten Brut den ausgeflogenen Nachwuchs der vorangegangenen Brut noch einige Wochen bis zur Selbstständigkeit mit Nahrung versorgen. Unter günstigen Bedingungen kann so ein einziges Weibchen bis zu vier Gelege in einer Brutsaison produzieren.

Gleitaar im Rüttelflug

Bevorzugte Beutetiere der Gleitaare sind Mäuse und andere Kleinsäuger, außerdem auch kleinere Vögel, Reptilien und gelegentlich große Insekten. Die Jagd darauf erfolgt zum einen von einem erhöhten Ansitz aus aber auch im bodennahen Suchflug und vor allem aus dem häufigen Rüttelflug heraus.

Gleitaar im Rüttelflug

Als Besonderheit ist zu vermerken, dass Gleitaare außerhalb der Brutzeit Schlafgemeinschaften bilden können, die sich in hohen Baumkronen versammeln. „ In der Extremadura (Spanien) wurden an einem solchen Platz 42 – 60 Individuen gezählt, die im Winter 1999/2000 in einer künstlichen Bewässerungsanlage gemeinsam übernachteten (2).

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)

  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)

  • IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)