Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen die Blindschleiche zum Reptil des Jahres 2017 ernannt.
Obwohl sie zu den häufigsten Kriechtieren Mitteleuropas zählt, ist die Art von allen heimischen Reptilien am wenigsten erforscht.
Dabei sind Blindschleichen nützliche Gartenhelfer, die neben Regenwürmern, Insekten, Asseln und Spinnen besonders gerne Nacktschnecken fressen.
Die Wahl zum Reptil des Jahres 2017 wird durch die DGHT folgendermaßen begründet:
„Durch die Wahl der Blindschleiche zum „Reptil des Jahres 2017“ wollen wir auf diese harmlose, nur vermeintlich gut bekannte Echsenart aufmerksam machen und mit der vorliegenden Broschüre einen breiten Leserkreis informieren und sensibilisieren. Die Blindschleiche gilt in den meisten Gebieten Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Luxemburgs als nicht unmittelbar gefährdet; sie ist aber wie alle einheimischen Reptilienarten „besonders geschützt“ und vom fortschreitenden Verlust ihres Lebensraums bedroht, vor allem durch anhaltenden Siedlungs- und Straßenbau. Dabei sind Blindschleichen erstaunlich anpassungsfähig und in ihren Habitatansprüchen flexibel. Der „Hartwurm“, wie die Art vor 200 Jahren auch treffend genannt wurde, besiedelt ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Lebensräumen.
Selbst in Großstädten sind Blindschleichen auf Brachflächen, Friedhöfen oder in naturnahen Gärten und Parkanlagen anzutreffen. Und auch jeder Gartenbesitzer kann zum Schutz der Blindschleiche beitragen: durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Insektengifte, durch das Zulassen wilder Ecken mit vielfältigen Kleinstrukturen im Garten, mit einem Mosaik an mikroklimatisch geeigneten Lebensräumen, zum Beispiel unter Baumstubben, dichtem Gehölz und Holzplanken oder in locker geschichteten Stein-, Laub- und Komposthaufen.“
Der Name Blindschleiche hat übrigens nichts mit der Sehkraft zu tun. Die Tiere können selbstverständlich sehen und sind sogar, wie alle Echsen in der Lage, ihre Augen auch mitels eines Augenlids zu schließen. Vielmehr stammt der Name aus dem Althochdeutschen. “Plintslicho” bedeutet so viel wie “blendender Schleicher” und bezieht sich wahrscheinlich auf die bleiglänzende Färbung.
Auch der wissenschaftliche Namen – Anguis fragilis, der in etwa „zerbrechliche Schlange“ bedeutet, ist irreführend, da die Blindschleiche den Echsen zuzuordnen ist. Dagegen verweist der Artname fragilis zutreffend auf den bei Gefahr wie bei vielen Eidechsen sehr leicht abbrechenden Schwanz.
Nach einer mehrmonatigen Winterruhe im frostfreien Erdreich folgt meist im Mai oder Anfang Juni die Paarungszeit. Blindschleichen zählen zu den ovoviviparen Reptilien, d.h., dass nach einer dreimonatigen Embryonalentwicklung etwa im August/September von den Weibchen um die 10 vollständig entwickelte Jungtiere abgesetzt werden. Bei der Geburt haben diese bereits eine Länge von fast 10 cm. Im Laufe des Wachstums finden dann jährlich drei bis vier Häutungen statt. Dabei wird die alte Hautoberschicht von vorne nach hinten stückchenweise abgestreift.
Wie alle einheimischen Amphibien und Reptilien ist die bis 50 cm lange Blindschleiche (Anguis fragilis) „besonders geschützt“.
Weitere Infos:
Ausführliche Informationen über die Blindschleiche erhalten Sie über die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) beziehungsweise ihre AG Feldherpetologie und Artenschutz. Printmaterial, eine 40-seitige Informationsbroschüre, ein Faltblatt und ein Farbposter können per E-Mail (gs@dght.de) oder telefonisch unter 0621-86256490 über die DGHT-Geschäftsstelle in Mannheim angefordert werden.
Das Material steht auch zum Download bereit auf den Internetseiten der DGHT (www.dght.de/presse) und der AG Feldherpetologie und Artenschutz (www.feldherpetologie.de).