Judasohr Auricularia auricula-judae (Bull.) Wettst. 1886
Seit 1994 wählt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie alljährlich den “Pilz des Jahres”. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das Judasohr (Auricularia auricula-judae).
Mit der Wahl zum „Pilz des Jahres“ soll auf die wichtige Bedeutung der Pilze in der Umwelt des Menschen hingewiesen werden.
Das Judasohr (Auricularia auricula-judae, syn. A. auricula, A. sambucina oder Hirneola auricula-judae) – unter anderem auch als Mu-Err, Chinesische Morchel, Holunderpilz oder -schwamm, Ohrlappenpilz oder Wolkenohrenpilz bezeichnet – ist ein nahezu weltweit verbreiteter Pilz.
Da es frostbeständig ist, kann man das Judasohr über das ganze Jahr, auch bei winterlicher Kälte, an geeigneten Stellen finden. In erster Linie sind das noch lebende oder bereits abgestorbene Stämme und Äste verschiedener Laubbaumarten, wie zum Beispiel Birken, Ulmen oder Robinien; bevorzugt aber der Schwarzer Holunder (Sambucus nigra).
Diesem Umstand und der ohrähnlichen Form hat die Art übrigens auch ihren deutschen Namen zu verdanken, denn der Apostel Judas, der Jesus verriet, soll sich der Überlieferung zufolge nach seiner Tat an einem Holunderbaum erhängt haben.
Das Judasohr wächst parasitär oder saprophytisch an Gehölzen und löst Weißfäule aus.
Der Pilz ist essbar, giftige Doppelgänger sind nicht bekannt. Das bis 2 mm starke, elastisch-gallertartige Fleisch hat aber nur einen geringen, pilzartigen Eigengeschmack. Es nimmt daher sehr gut den Geschmack der Zutaten auf, mit denen es zubereitet wird. Außerdem verleiht er den Speisen durch seine eigenartige Konsistenz ein besonderes „Mundgefühl“, was neben den zugesprochenen Heilkräften – der Pilz gilt als immunisierend, stärkend, kräftigend – sicher zu seiner außerordentlichen Beliebtheit, insbesondere in der asiatischen Küche beiträgt.
Außerdem gehört das Judasohr zu den sogenannten Vital- oder Heilpilzen. In der Naturheilkunde und der traditionellen Chinesischen Medizin wird er als Extrakt zur unterstützenden Behandlung von Krankheiten, wie z.B. Kreislaufproblemen, Entzündungen, Blutgerinnungsproblemen, Thrombosen, Prävention des Herzinfarktes, Durchblutungsstörungen oder zur Senkung des Cholesterinspiegels verwendet.
In Europa gelten diese Wirkungen nicht als wissenschaftlich nachgewiesen und werden deshalb meist nicht anerkannt!
Als Anpassung an seinen Standort zeigt das Judasohr eine besondere Anpassung: bei Trockenheit schrumpfen die dann ausbleichenden Pilzkörper beträchtlich zusammen und können so lange Trockenperioden überstehen. Beim nächsten Regen saugt der Pilz wieder Wasser auf, vervielfacht sein Volumen und erstrahlt in kräftigen braunen Farben.