Das Naurzum-Reservat – eine Greifvogel-Oase in den Steppen des nördlichen Kasachstan

Das Schutzgebiet

Das Reservat Naurzum wurde 1931 vor allem zum Schutz der bedrohten Saiga-Antilopen gegründet. Im Norden Kasachstans in den südwestlichen Ausläufern des westsibirischen Tieflandes gelegen, nimmt es weite Teile der Turgai-Senke, etwa 300 km südlich der regionalen Hauptstadt Qostanai im gleichnamigen Verwaltungsbezirk ein. Es erstreckt sich heute über knapp 200.000 ha. Ursprünglich waren es nur 100.000 ha aber 2008 erfolgte eine Erweiterung um 90.000 ha. Doch im Umland des Reservates, das zum UNESCO-Weltnaturerbe “Kasachiche Steppe” gehört, ist der Charakter einer naturnahen Steppenlandschaft gleichfalls weiträumig gewahrt.

Zu Sowjetzeiten wurde verschiedentlich – allerdings ohne nachhaltigen Erfolg – versucht, Teile des Gebietes landwirtschaftlich, etwa durch Anbau von Wassermelonen, nutzbar zu machen. Aber allein die Pferde-  und Rinderzucht durch einheimische Hirten erwies sich als rentabel, denn der Fleischbedarf war enorm und die Lieferungen gingen bis in die Großstädte Moskau und Leningrad. Dafür erhielt die Landbevölkerung wichtige Erzeugnisse des täglichen Bedarfs sowie Baumaterial, Fahrzeuge etc., die damals im Agrarland Kasachstan nicht verfügbar waren.

Die Siedlungen der Hirten im Reservat wurden in den letzten Jahrzehnten geräumt. Nur die Inspektoren (Ranger) mit ihren Familien haben innerhalb der Reservatsgrenzen heute noch ein Wohnrecht. Im begrenztem Umfang ist ihnen auch die Viehhaltung noch gestattet.

Vielfalt an Lebensräumen und Arten

Die beeindruckende Ausdehnung und Vielfalt des Gebietes lässt sich am besten aus der Luft ermessen. Der stete Wechsel von reinen Steppenlandschaften  und waldsteppenartigen Lebensräumen mit Waldkiefer, Birke und Espe, aber auch große, teils brackige Steppenseen und riesige Überschwemmungsgebiete bewirken einen immensen Vogelreichtum. Dazu zählen auch zahlreiche, anderswo seltene Greifvogelarten. So leben im Gebiet etwa die dichtesten Bestände des Kaiseradlers (Aqila heliaca). Auch der Steppenadler (Aquila nipalensis) und der Seeadler sind weit verbreitet und auch der Steinadler (Aquila chrysaetos) kommt vor. Beeindruckend sind die großen Vorkommen der Kleinfalken:  Rotfußfalke (Falco vespertinus), Baumfalke (Falco subbuteo, Turmfalke (Falco tinnunculus) und Merlin (Falco columbarius pallidus). Steppenweihe (Circus macrourus) und Wiesenweihe (Circus pygargus) leben ebenfalls zahlreich hier.

 

Im Jahrbuch des Deutschen Falkenordens ( DFO) von 2017 haben Dr. Wolfgang Baumgart und Torsten Pröhl einen ausführlichen Bericht über das interessante Gebiet veröffenlicht.

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