Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Wespenbussard zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.
Lateinisch: Pernis apivorus (Falco apivorus)
Englisch: European Honey-buzzard
Französisch: Bondrée apivore
Schwedisch: bivråk
Spanisch: Abejero Europeo
Italienisch: Falco pecchiaiolo
Russisch: Осоед
Porträt Wespenbussard
Wespenbussarde besiedeln Europa vom Mittelmeerraum bis etwa Mittelskandinavien und das südwestliche Sibirien. Für dieses Gebiet wird ein Gesamtbestand von etwa 130 000 Brutpaaren geschätzt. Für Deutschland sind es etwas mehr als 5 000 Paare (2).
Als Lebensraum bevorzugen sie waldreiche Landschaften mit einem hohen Offenlandanteil und reich strukturierten Waldrändern, die auch eine hohe Individuendichte ihrer bevorzugten Beutetiere – Faltenwespen – aufweisen.
Mit etwa 55 cm Körperlänge sind Wespenbussarde etwa so groß wie ihre nicht unmittelbar verwandten Namensvetter – die Mäusebussarde – aber mit ca. 750 g im Schnitt etwas leichter als diese und durch schlankere Flügel und einen deutlich längeren Stoß mit breiter, dunkler Endbinde zu erkennen. Die Flügelspannweite beträgt durchschnittlich 130 cm. Der Größenunterschied der beiden Geschlechter ist bei dieser Art nur sehr gering (< 10%).
Nahrungserwerb des Wespenbussards
Aufgrund seiner hochspezialisierten Lebensweise ist der Wespenbussard eine absolute Besonderheit unter unseren heimischen Greifvögeln. Seine Hauptnahrung, der er seinen deutschen Namen verdankt, besteht nicht, wie bei allen anderen Vertretern der Greifvögel hauptsächlich aus lebenden oder toten Wirbeltieren, sondern fast ausschließlich aus der Brut und den Entwicklungsstadien sozialer Faltenwespen (Gattung: Vespula), in unseren Breiten vor allem von Brut der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe.
Der deutsche Name beschreibt deshalb seinen Nahrungserwerb viel zutreffender als z.B. die englische Bezeichnung Honey-buzzard oder sein lateinischer Artname P. apivorus = „Bienenverzehrer“.
Hummelnester werden von den Vögeln aber ebenfalls gern ausgegraben.
Anatomie und Phänologie der Art zeigen einige Bemerkenswerte Anpassung an diese einmalige Lebensweise. Die Füße sind mit nur wenig gekrümmten Krallen an das Graben im Boden angepasst. Die Nasenlöcher sind schmal und schlitzförmig und im gesamten Kopfbereich von einem besonders harten und dichten Gefieder umgeben, was Stichverletzungen verhindert. Der recht lange, schmale Schnabel mit seiner nur schwach gekrümmten Spitze eignet sich hervorragend zum Herausziehen der Insektenlarven aus den Waben.
Die Praxis des Nahrungserwerbs beschreibt Mebs folgendermaßen (2): „Sowohl im Wald als auch im offenen Gelände entdeckt der Wespenbussard vom Ansitz aus oder im niedrigen Suchflug das Flugloch eines Wespennestes am Erdboden, das er dann mit den Füßen scharrend unter Zuhilfenahmen des Schnabels ausgräbt. Dabei dringt er mitunter bis zu 40 cm tief in den Erdboden ein. Anfangs wird er wild umschwärmt von den Wespen, die ihn aber wegen seiner dichten und harten Befiederung – besonders zwischen Schnabelgrund und Auge – und wegen der Hornblättchen auf den Füßen kaum stechen können. Sobald das Wespennest freigelegt ist, reißt er die Waben heraus, um deren Inhalt an Ort und Stelle selbst zu verzehren oder um die Waben zum Horst zu bringen.“
Der Anteil kleiner Wirbeltieren an der Nahrung ist recht gering, Aas wird nur ausnahmsweise aufgenommen, Obst und Beeren stehen dagegen im Spätsommer durchaus auf dem Speiseplan.
Entsprechend ihrer Nahrungspräferenzen finden Wespenbussarde in ihren europäischen Brutgebieten nur für kurze Zeit optimale Lebensbedingungen vor. Mehr als acht Monate verbringen sie dagegen als Langstreckenzieher auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara. Es wird vermutet, dass Jungvögel hier auch die ersten Lebensjahre bis zur Geschlechtsreife mit etwa drei Jahren verbringen.
Fortpflanzung der Wespenbussarde
Die Ankunft im Brutrevier erfolgt kaum vor Mitte Mai. Das in der Regel nicht allzu umfangreiche Nest (Horst) wird von beiden Altvögeln meist in über 10 m Höhe im Kronenbereich alter Laubbäume errichtet. Hier erfolgt dann meist Anfang Juni die Ablage des fast immer aus zwei Eiern bestehenden Geleges.
Das Wespenbussardpaar begrüßt sich am Horst mit leisem Schnabelknappen/klappern, ähnlich den Störchen. Dieses Verhalten ist nur aus nächster Nähe zu vernehmen und dient vermutlich dem Schutz vor Feinden. Wespenbussarde und deren Brut werden öfter Opfer des Habichts, deshalb verzichten sie vermutlich in Nestnähe auf laute Begrüßungszeremonien.
Die etwa fünfwöchige Bebrütung und anschließende bis zu 50 Tage dauernde Aufzucht der Jungvögel wird von beiden Altvögeln übernommen. Nach dem Flüggewerden sind die Jungen recht schnell auf sich selbst gestellt, da einzelne Altvögel mitunter schon vor deren Selbstständigkeit das Brutrevier bereits wieder Richtung Süden verlassen.
Eine weitere Besonderheit im Brutgeschäft der Wespenbussarde ist der von den Elterntieren stets mit belaubten Zweigen ausgelegte Nistplatz. In erster Linie dient dieses Verhalten wohl der Vermeidung von Infektionen, da junge Wespenbussarde im Gegensatz zu allen anderen Greifvogeljungen ihren Kot nicht mit kräftigem Strahl über den Nestrand “entsorgen“, sondern in kleinen Portionen am Nestrand absetzen. Das ständige Bedecken der Fäkalien mit frischem Laub bewirkt wohl recht effektiv die Verminderung einer Ansteckungsgefahr.
Als Höchstalter für Wespenbussarde wurde in freier Wildbahn ein Alter von fast 30 Jahren nachgewiesen.
Quellenangaben:
- Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012 (1)
- Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag, 2. Auflage 2014 (2)
- IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)