Der Schelladler

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Schelladler zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Aquila clanga   (Clanga clanga)   
Englisch:   Greater Spotted Eagle  
Französisch:   Aigle criard  
Schwedisch:   större skrikörn  
Spanisch:   Águila Moteada  
Italienisch:   Aquila anatraia maggiore  
Russisch:   Большой подорлик  

Schelladler, Aquila clanga, Spotted Eagle, vögel, birds, greifvögel, Accipitriformes, raptors, adler, eaglePorträt Schelladler

Bestand und Verbreitung des Schelladlers

Mit weltweit weniger als 3000 und in der gesamten Westpalärktis kaum 1000 Brutpaaren (8) ist der Schelladler einer der seltensten Greifvögel der Erde und wohl der am wenigsten erforschte  Adler der Gattung Aquila.

Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Russland bis zum Pazifischen Ozean.  

Die Ursachen für den besorgniserregenden Bestandsrückgang – insbesondere im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts – sehen Fachleute  neben negativen Lebensraumveränderungen zuerst in der massiven Vergiftung durch Zinkphosphid, das bis zum Verbot 1970 in Russland im großen Maße bei der Schermausbekämpfung Anwendung fand. 

Mitteleuropa beherbergt nur in Nordostpolen eine kleine Brutpopulation des Schelladlers von wohl weniger als 20 Paaren. Ebenfalls nicht viel größer ist der Brutbestand in den baltischen Staaten.  Außerdem wird die Art  bei uns auch  nur ausgesprochen selten als Durchzügler nachgewiesen. Ursachen dafür dürften neben den an sich schon seltenen Einflügen auch in Schwierigkeiten bei der Artbestimmung zu suchen sein. Der im Alterskleid fast einfarbig dunkelbraun gefärbte Schelladler ist nämlich im Gelände selbst von Spezialisten nur schwer von seiner geringfügig kleineren und insgesamt etwas heller braun gefärbten Schwesternart – dem Schreiadler – zu unterscheiden.

Molekulargenetische Untersuchungen ergaben sogar, dass Schreiadler und Schelladler reproduktiv nicht vollständig voneinander isoliert sind. Es treten dabei auch immer wieder Mischpaare auf, die in der Regel aus Schelladlerweibchen und Schreiadlermännchen bestehen – u.a. ein Nachweis 2003 in Mecklenburg-Vorpommern. Darin vermutet man auch eine ganz neue Gefahr für den Schelladler.

In den Überlappungszonen der Verbreitung beider Arten, von Ostpolen bis Westrussland, kommt es neuerdings außerdem zu großflächigen Veränderungen in der Landschaft durch immer intensivere Methoden in der Landbewirtschaftung. Niedermoorgebiete werden entwässert, Grünland in Ackerland umgewandelt, Auwälder verschwinden. Das alles kann offenbar der Schelladler noch weniger tolerieren, als der nah verwandte Schreiadler. Ehemalige Schelladlerreviere werden deshalb vom Schreiadler besetzt und Schelladlerweibchen verpaaren sich zunehmend mit den im veränderten Lebensraum scheinbar besser zurechtkommenden Schreiadlermännchen.

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Schelladler, Flugbild, Jungvogel
Schelladler, Aquila clanga, Spotted Eagle, vögel, birds, greifvögel, Accipitriformes, raptors, adler, eagle, fliegend
Schelladler, Flugbild, Jungvogel

Mit einer Körpergröße zwischen 60 und 70 cm und Flügelspannweiten von 160 bis 180 cm sind Schelladler deutlich größer als Mäusebussarde. Der Geschlechtsdimorphismus ist bezüglich Größe und Gewicht recht deutlich ausgeprägt.  Männchen erreichen im Durchschnitt nicht viel mehr als ¾ der Größe der Weibchen. Die typischen Gattungsmerkmale – stark gefingerte Handschwingen und bis an die Zehen befiederte Beine – finden wir bei beiden Geschlechtern wieder.

Lebensraum und Wanderung des Schelladlers

Den Lebensraum der Art beschreiben  Mebs/Schmidt (2) folgendermaßen:  „Innerhalb des riesigen Verbreitungsareals, das sich über die gesamte Waldzone Russlands erstreckt, bewohnt der Schelladler meist nur feuchte und sumpfige Wälder in abgelegenen, kaum erreichbaren Gebieten. Insofern gibt es einen Unterschied zum Schreiadler, denn dieser ist auch in der Nähe von menschlichen Siedlungen zu finden. Vorzugsweise lebt der Schelladler im Tiefland, wo er die von Wasserflächen, Mooren und Feuchtwiesen durchsetzten Wälder besiedelt. Er bewohnt aber auch offenere Gebirgswälder bis in Lagen von etwa 1000 m. Ganz allgemein ist der Schelladler sowohl im Brutgebiet als auch im Winterquartier stärker an Wasser gebunden als der Schreiadler.“

Hier jagen die Adler meist im niedrigen Suchflug, vom Ansitz oder sogar zu Fuß ihre Beute, die vorzugsweise aus Kleinsäugern oder Vögel bis etwa Reihergröße besteht. Ebenfalls als Beutetiere belegt sind dabei verschiedene Amphibien- und Reptilienarten und im afrikanischen Winterquartier auch regelmäßig Wanderheuschrecken. Seltener werden kleine Fische, Insekten oder Aas gefressen.

Schelladler sind Zugvögel (Mittel- und Langstreckenzieher). Überwinterungsgebiete europäischer Vögel liegen hauptsächlich im Nahen Osten und Nordosten Afrikas. Einige Vögel überwintern aber auch regelmäßig im Süden Frankreichs, Süd- und Nordost-Italien, auf der Balkanhalbinsel oder ausnahmsweise sogar in der Schweiz.

Aquila clanga; Aquila nipalensis; Oman; Schelladler; Spotted Eagle; Steppe Eagle; Steppenadler; adler; battle; birds; eagle; falconiformes; fight; greifvögel; kampf; raptors; streit; vögelgefährliche Begegnung mit dem größeren Steppenadler (rechts) im Überwinterungsgebiet

Fortpflanzung des Schelladlers

Die Geschlechtsreife erreichen Schelladler im Alter von 4 bis 5 Jahren. Nach der Rückkehr ins Brutgebiet – Ende März/Anfang April – folgt eine von auffälligen Balzflügen („Girlanden- oder Wellenflüge“) und intensiven Rufen begleitete Anpaarunsphase.  Der meist recht umfangreiche Horst wird regelmäßig in mittlerer Höhe (um 10 m) auf waldrandnahen Laubbäumen errichtet. Über die gesamte Brut- und Aufzuchtzeit der Jungvögel wird die Nistmulde immer wieder mit frischen Zweigen „begrünt“. Da eine mehrjährige Nutzung der Nester nichts Außergewöhnliches ist, erreichen die Horste oft Ausmaße von bis zu einem Meter Höhe und Breite.

Das Gelege besteht normalerweise aus zwei, seltener auch aus einem oder drei Eiern. In der ersten Maihälfte sind die Gelege meist vollständig und werden reichlich 6 Wochen bebrütet.

Nach dem Schlupf schließt sich eine 63 bis 67 Tage dauernd Nestlingszeit an. Von der Ablage des ersten Eis bis zum Flüggewerden des Nachwuchses benötigen Schelladler mit durchschnittlich 112 Tagen fast zwei Wochen länger als ihre nächsten Verwandten – die Schreiadler. Auch der für die Schwesternart typische Kainismus ist beim Schelladler nicht ganz so ausgeprägt und regelmäßig kommt auch der zweite Jungvogel zum Ausfliegen.

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)